12.04.2015 15:13:40
|
ROUNDUP: Gysi fordert Einladung Putins zum G7-Gipfel - Steinmeier lehnt ab
BERLIN (dpa-AFX) - Linksfraktionschef Gregor Gysi hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) aufgefordert, den russischen Präsidenten Wladimir Putin zum G7-Gipfel im Juni nach Deutschland einzuladen. "Da es keine Krisenlösung ohne Russland gibt, muss man natürlich aus G7 wieder G8 machen", sagte Gysi der Deutschen Presse-Agentur. "Eine Isolierung Russlands bringt nichts, schadet nur."
Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) wies die Forderung in einem "Welt"-Interview zurück: "Es liegt nicht in unserem Interesse, Russland dauerhaft zu isolieren. Aber nach der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim konnten wir nicht einfach so tun, als sei nichts geschehen und 'business as usual' betreiben."
Russland war im vergangenen Jahr nach der Annexion der Krim aus der Gruppe acht wichtiger Industrienationen ausgeschlossen worden. Deutschland hat in diesem Jahr den Vorsitz. Am Dienstag und Mittwoch findet in Lübeck das G7-Außenministertreffen statt und am 7. und 8. Juni das Gipfeltreffen auf Schloss Elmau in Oberbayern.
Gysi begründete seine Forderung damit, dass Putin in den Atom-Verhandlungen mit dem Iran und bei der Vernichtung der syrischen Chemiewaffen eine positive Rolle gespielt habe. "Er ist und bleibt natürlich eine wichtige Person im gesamten internationalen Gefilde", sagte Gysi. "Wir können uns ja nicht aussuchen, wer Staatschef in Russland ist."
Der G7 gehören neben Deutschland die USA, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan und Kanada an. Zwischen 1998 und 2013 war auch Russland dabei. Als Bedingung für eine Rückkehr in die Gruppe wichtiger Industrienationen nannte Steinmeier die Bewegung Moskaus in der Ukraine-Krise. "Der Weg zurück zu G8 führt über die Achtung der Einheit der Ukraine und die Umsetzung der russischen Verpflichtungen aus der Minsker Vereinbarung." In der weißrussischen Hauptstadt Minsk waren vor zwei Monaten bei einem Gipfeltreffen neben einem Waffenstillstand mehrere politische Schritte zur Konfliktlösung vereinbart worden.
Gysi kann sich eine vermittelnde Rolle des früheren sowjetischen Staatschefs Michail Gorbatschow (84) vorstellen. "Ich halte die Idee einer Friedenskonferenz unter Leitung Gorbatschows für gut", sagte Gysi. "Ich finde, er ist jetzt in einem Alter, in dem man ihm zutrauen kann, sowohl die russischen als auch die ukrainischen Interessen zu berücksichtigen." Gysi reagierte damit auf eine Forderung des linken Flügels seiner Partei.
Lübeck bereitet sich mit einem massiven Polizeiaufgebot auf das G7-Außenministertreffen vor. Rund 3500 Polizisten werden im Einsatz sein, es sind mehrere Demonstrationen mit insgesamt mehreren tausend Teilnehmern geplant. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) befürchtet Krawalle wie bei der Eröffnung der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt im März./mfi/DP/zb
Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!