08.05.2013 17:32:30
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ROUNDUP: Brasilianer Azevêdo übernimmt Führung der Welthandelsorganisation
Der als US-kritisch geltende Diplomat und Außenwirtschaftsexperte brachte es den offiziellen Angaben zufolge in allen drei internen Abstimmungsrunden der WTO auf die größte Anzahl von Stimmen. Zudem habe er auch die zweite Bedingung für den WTO-Chefposten erfüllt - eine hinreichend große Unterstützung in allen Regionen und allen Wirtschaftszonen. In der letzten Runde setzte sich der 55-jährige Azevêdo am Dienstag gegen Mexikos Ex-Handelsminister Herminio Blanco (62) durch.
Blanco galt als Wunschkandidat der USA und der EU. Beide gratulierten inzwischen dem Gewinner. EU-Handelskommissar Karel De Gucht erklärte, die Europäische Kommission sei überzeugt, dass Azevêdo der WTO helfen werde, die multilaterale Verhandlungen für den Abschluss der Doha-Runde zur Liberalisierung des Welthandels wieder in Gang zu bringen.
Die US-Handelskammer sicherte Azevêdo ihre Unterstützung zu. "Wir brauchen die WTO dringender denn je. Die Organisation steht an einem Scheideweg", betonte Kammerpräsident Thomas J. Donohue. Die Konferenz in Bali müsse etwas Vorzeigbares bringen, insbesondere eine Vereinbarung über Handelserleichterungen.
Zuvor gratulierte die Regierung Brasiliens. Präsidentin Dilma Rousseff erklärte zugleich: "Das ist kein Sieg für Brasilien, auch nicht für eine Gruppe von Ländern, aber für die Welthandelsorganisation." Die WTO müsse in den nächsten Jahren neue und ausgewogene Impulse für den Welthandel geben, damit die Weltwirtschaft in eine neue Phase des Wachstums und der sozialen Gerechtigkeit eintrete.
Brasiliens Außenminister Antonio Patriota sprach hingegen unverhohlen von "einem Sieg für Brasilien und für Azevêdo", der über außergewöhnliche professionelle Fähigkeiten und eine große Dialogfähigkeit verfüge. Mexiko erkannte den Entscheidung für den bisherigen WTO-Botschafter Brasiliens an. "Der brasilianische Anwärter ... war der bevorzugte Kandidat der WTO-Mitglieder. Die mexikanische Regierung beglückwünscht Botschafter Roberto Azevêdo zu seiner Wahl", hieß es im Wirtschaftsministerium.
Vor der Übernahme des Amtes vom scheidenden WTO-Generaldirektor, dem Franzosen Pascal Lamy (67), zum 1. September muss Azevêdo noch auf einem formellen Treffen der WTO-Botschafter bestätigt werden. Dies soll am 14. Mai im Konsens erfolgen.
Nach Informationen der amtlichen brasilianische Nachrichtenagentur Agência Brasil war für den Sieg Azevêdo wichtig, dass er maßgebliche Unterstützung von den BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika) erhalten hatte. Auch alle portugiesischsprachigen Länder sowie viele Staaten in Lateinamerika, Asien und Afrika hätten sich für ihn eingesetzt.
Da es bei der Bestimmung des WTO-Generaldirektors nicht um eine Wahl, sondern ein Auswahlverfahren nach dem Konsensprinzip geht, wurden von der WTO keine konkreten Angaben zu den Entscheidungen einzelner Ländern gemacht.
Azevêdo hatte sich bei der WTO unter anderem gegen Agrarsubventionen in westlichen Staaten ausgesprochen, er kämpfte gegen US-Subventionen für Baumwolle ebenso wie EU-Subventionen für Zucker. Als Kandidat für den höchsten Posten der internationalen Handelsdiplomatie betonte er jedoch, er wolle in diesem Amt strikt neutral und unparteiisch wirken. Seine Amtszeit dauert vier Jahre./bur/aso/dde/hr/DP/jsl
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