03.07.2016 14:53:39
|
ROUNDUP: Arbeitsagenturen wollen Flüchtlinge gezielter ausbilden
HALLE/ERFURT (dpa-AFX) - Die Arbeitsagenturen in Thüringen wollen Flüchtlinge künftig gezielter für eine Ausbildung mit Berufsabschluss gewinnen. Bisher sei es so, dass vor allem junge Männer aus Fluchtländern eher als Aushilfen etwa in der Gastronomie in Deutschland ihr Geld verdienen wollen. "Um ihre Familien daheim zu unterstützten und Schulden bei Schleppern zu begleichen", sagte der Chef der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen der Bundesagentur für Arbeit, Kay Senius.
Für den Arbeitsmarkt jedoch sei es angesichts des Bedarfs an Fachkräften wichtig, ausländischen Arbeitskräften eine duale Ausbildung zu ermöglichen. Derzeit stammten erst 0,1 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigen in Thüringen (796 100) aus Fluchtländern außerhalb Europas. Das sind rund 770 Menschen.
Gebraucht würden vor allem Fachkräfte mit handwerklichen Fähigkeiten, Ingenieure sowie Sozial- und Pflegekräfte. "Man muss aber auch realistisch sein. Das ist ein langer Weg, kostet viel Zeit und Geld", sagte Senius. "Deshalb müssen wir jetzt schauen, welche Fähigkeiten und Fertigkeiten hat ein Flüchtling, an welcher Stelle müssen wir qualifizieren, um ihn auf eine Berufsausbildung vorbereiten zu können", sagte Senius. Mindestens ein Jahr Vorlauf sei nötig, um über das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge die Grundvoraussetzungen zu schaffen, etwa die Teilnahme an Deutschkursen.
"Flüchtlinge wollen arbeiten und zeigen, dass sie nicht gekommen sind, um sich am deutschen Sozialstaat zu bedienen", sagte Senius. Der Bund habe zudem ein Programm mit 100 000 Arbeitsgelegenheiten für Flüchtlinge erarbeitet, analog der früheren Bürgerarbeit im gemeinnützigen Bereich, wie Arbeit in Vereinen. Das Programm gehört zu den Neuerungen im Integrationsgesetz, die voraussichtlich am 1. August in Kraft treten werden.
Initiativen der Wirtschaft, Kammern, öffentlichen Verwaltungen und von Verbänden engagierten sich auch für Berufs- und Karrierechancen von Flüchtlingen, betonte Senius. Seit Jahresbeginn sind in Thüringen 1500 Menschen aus Asylzugangsländern wie Syrien, Irak, Afghanistan, Pakistan oder Eritrea in eine Ausbildung oder Maßnahme gekommen, insbesondere in Maßnahmen, die der Berufsorientierung dienen.
Nach den Worten von Senius belegen mehrere Studien, dass in fünf Jahren die Hälfte der Flüchtlinge in Deutschland in den Arbeitsmarkt integriert sein werden. Erschwerend sei aber, dass etwa 30 Prozent der Flüchtlinge, die jünger als 30 sind, keinen aktuellen Nachweis für einen Berufsabschluss haben. Das Bildungssystem in ihrer Heimat sei mit dem in Deutschland auch nicht vergleichbar. Berufe wie im Handwerk hätten teils ein schlechtes Image./pb/DP/tos

Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!