11.04.2011 16:38:32

ROUNDUP: Arbeit in Deutschland billiger als bei starken Nachbarn

    WIESBADEN (dpa-AFX) - Die Arbeitsstunde kostet in Deutschland deutlich weniger als in den Nachbarländern Frankreich oder Dänemark. 29,20 Euro bezahlten Arbeitgeber der Privatwirtschaft 2010 im Schnitt für eine geleistete Arbeitsstunde, wie das Statistische Bundesamt am Montag berichtete. Das waren 32 Prozent mehr als im Durchschnitt der Europäischen Union, aber 12 Prozent weniger als im Nachbarland Frankreich. Bei den Lohnnebenkosten kommen Arbeitgeber aber besser weg als im EU-Durchschnitt.

 

    Deutschland rangiert mit seinen Arbeitskosten insgesamt im europäischen Vergleich nach Dänemark, Belgien, Schweden, Frankreich, Luxemburg und den Niederlanden auf Rang sieben. Dänemark wies 2010 mit 37,60 Euro die höchsten, Bulgarien mit 3,10 Euro die niedrigsten Arbeitskosten je geleistete Stunde auf - die osteuropäischen Nachbarländer wie Polen (7,00 Euro) rangieren im unteren Drittel. Im hoch verschuldeten Irland kostete die Stunde Arbeit mit 27,60 Euro weniger als in Deutschland, aber deutlich mehr als im EU-Schnitt (22,10 Euro). In Frankreich lag die Arbeitsstunde bei 33,10 Euro.

 

    In Europas krisengeplagten Schuldenländern Griechenland und Portugal ist Arbeit noch vergleichsweise günstig zu haben. In beiden Ländern haben Arbeitskosten und Bruttolöhne im vergangenen Jahrzehnt aber kräftig zugelegt - und den Abstand zu Deutschland deutlich verringert. Nach den Angaben kostete eine Stunde Arbeit 2010 in Portugal 12,00 Euro und in Griechenland 17,50 Euro. Nach den Berechnungen lagen die Arbeitskosten allerdings in Portugal Ende 2010 um 33,5 Prozent über dem Schnitt von 2000 und in Griechenland um 33,8 Prozent.

 

    In Deutschland wurde Arbeit im selben Zeitraum um vergleichsweise geringe 18,8 Prozent teurer. Moderate Tarifabschlüsse in den vergangenen Jahren hatten die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Unternehmen auf dem Weltmarkt und damit die Exportstärke gefördert - und die industrieschwachen Länder in Südeuropa geschwächt: Als Euroländer konnten sie die lohngetriebene Verteuerung ihrer Waren am Weltmarkt nicht mehr über Abwertungen ihrer Währung abfedern.

 

    Beim Anteil der Lohnnebenkosten (ohne Arbeitnehmeranteil) an den Bruttolöhnen liegt Deutschland mit 28 Prozent im EU-Mittelfeld. Im EU-Schnitt zahlen Arbeitgeber auf 100 Euro Bruttolohn und - gehalt 31 Euro Lohnnebenkosten. In absoluten Zahlen liege das deutsche Niveau wegen der hohen Bruttolöhne verglichen mit anderen europäischen Ländern allerdings deutlich höher, sagte ein Statistiker.

 

    Am höchsten sind die anteiligen Lohnnebenkosten nach den Angaben in Schweden mit 51 Euro auf 100 Euro Lohn gefolgt von Frankreich (49 Euro). Am wenigsten Sozialabgaben und Aufwendungen für die betriebliche Altersversorgung müssen die Arbeitgeber mit 10 Euro in Malta abführen, in Irland sind es 18 Euro.

 

    Dass die OECD die hohen Sozialabgaben in Deutschland als Wachstumsbremsen kritisiert hat, steht nicht im Widerspruch zu den Zahlen des Statistikamtes: "Unsere Zahlen beziehen sich nur auf den Arbeitgeberanteil. Rechnet man den Arbeitnehmeranteil an den Sozialversicherungen sowie die Lohnsteuer hinzu, liegt Deutschland EU-weit in der Spitzengruppe", erklärte ein Statistiker.

 

    Besonders die Industrie muss sich im internationalen Wettbewerb behaupten. In diesem Sektor kostete eine Stunde Arbeit im vergangenen Jahr in Deutschland durchschnittlich 33,10 Euro und damit 47 Prozent mehr als im EU-Durchschnitt, aber immer noch 3 Prozent weniger als in Frankreich. Industrielle Schlüsselbranchen wie der Maschinenbau betonen immer wieder, dass sie den Konkurrenten aus Asien im Preis nicht Paroli bieten können, und deshalb über die Qualität punkten müssen.

 

    Die Branchen mit den höchsten Arbeitskosten in Deutschland waren 2010 die Energieversorgung (44,50 Euro) sowie Banken und Versicherungen (43,70 Euro). Die niedrigsten Arbeitskosten hatten Arbeitgeber im Gastgewerbe mit 14,30 Euro./hqs/DP/jkr

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