DAX
17.04.2015 18:33:39
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ROUNDUP/Aktien Frankfurt Schluss: Schwächste Dax-Woche seit 2011 - Grexit-Sorgen
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Rekordstimmung ist endgültig verflogen: Der DAX hat am Freitag wegen Sorgen über eine Staatspleite Griechenlands und ein Ausscheiden aus dem Euro seine am Vortag gestartete Talfahrt nochmals beschleunigt. Mit einem Abschlag von 2,58 Prozent auf 11 688,70 Punkte ging er aus dem Handel und büßte auf Wochensicht 5,6 Prozent ein. Damit verbuchte er den größten Verlust innerhalb einer Woche seit Anfang November 2011. Noch am vergangenen Freitag hatte das Börsenbarometer bei 12 390 Punkten ein Rekordhoch erklommen.
Für den MDAX der mittelgroßen Werte ging es am Freitag um 2,04 Prozent auf 20 898,67 Punkte bergab. Der Technologiewerte-Index TecDAX verlor 2,17 Prozent auf 1618,51 Punkte.
Auch der sich weiter erholende Euro, der deutsche Produkte für Käufer außerhalb des gemeinschaftlichen Währungsraums teurer macht, drückte Marktexperten zufolge auf die Stimmung. Dazu kam ein kleiner Verfall an den Terminmärkten - zu diesen Gelegenheiten gibt es häufig heftige Kursschwankungen.
'ABSTURZ BIS AUF 10 450 PUNKTE MÖGLICH'
Während einige Experten nun bereits glauben, dass die wegen des starken Dax-Anstiegs seit Jahresbeginn erwartete Korrektur damit schon vorbei sei, halten die größten Skeptiker einen Absturz bis auf 10 450 Punkte für möglich. Dank des billigen Geldes der Notenbanken, insbesondere von der Europäischen Zentralbank (EZB), und dem zum US-Dollar geschwächten Euro konnte der Dax seit Jahresbeginn bis zu seinem Rekordhoch bei 12 390 Punkten am 10. April um rund 26 Prozent zulegen.
An diesem tiefroten Börsentag gab es in allen drei Indizes nur zwei Aktien in positivem Terrain: Starke vorläufige Quartalszahlen und ein höheres Margenziel freuten die Aktionäre des Lichstpezialisten Osram. Das Papier legte im MDax um 1,06 Prozent zu. Außerdem konnte sich die allgemein wenig beachtete Aktie der Biotechnologie-Beteiligungsgesellschaft BB Biotech im TcDax mit 0,18 Prozent im Plus halten.
MACHTKAMPF BEI VW VORLÄUFIG BEENDET
Im Dax reichte den VW-Aktien (Volkswagen vz) ein Minus von 1,12 Prozent für den besten Platz. Das vorläufige Ende des Machtkampfes an der Unternehmensspitze des Autobauers sorgte für eine gewisse Erleichterung. Die Wolfsburger halten an ihrem Vorstandschef Martin Winterkorn fest, der zudem auch über 2016 hinaus an der Konzernspitze bleiben soll. Winterkorn stand unter Druck, nachdem VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch von ihm abgerückt war. Zudem berichtete VW an diesem Tag über einen gestiegenen Quartalsabsatz.
Zu den schwächsten Werten gehörten indes die Titel der Deutschen Bank, die 3,25 Prozent einbüßten. Der Vorstand hat einem "Spiegel"-Bericht zufolge eine Vorentscheidung für den Verkauf der Postbank getroffen. Ein Sprecher dementierte dies.
BEWEGENDE ANALYSTENKOMMENTARE
Ansonsten sorgten Analystenkommentare für Kursausschläge. Der Bayer-Titel verlor als schwächster Dax-Wert 3,92 Prozent, nachdem er von der US-Bank Morgan Stanley abgestuft worden war. Die geplante Abspaltung der Kunststoffsparte MaterialScience habe den Aktien des Pharma- und Chemiekonzerns in den vergangenen Monaten zu einer Höherbewertung und einer überdurchschnittlichen guten Kursentwicklung verholfen, schrieb Analystin Amy Walker. Inzwischen gebe es kaum noch Potenzial.
Für RWE ging es um 3,50 Prozent abwärts. Die Privatbank Berenberg empfiehlt nun, die Papiere des Energieversorgers zu verkaufen. Die derzeitigen politischen Überlegungen hinsichtlich einer Steuer auf Braunkohle-Kraftwerke könnten die Gewinne deutlich belasten, begründete Analyst Lawson Steele seine Neubewertung.
TIEFROTE BÖRSEN ALLERORTS
An Europas Börsen gab es ebenfalls tiefrote Vorzeichen: Der EuroSTOXX 50 verlor 2,07 Prozent auf 3674,05 Punkte und verbuchte mit minus 3,7 Prozent die schwächste Woche seit Mitte Dezember. In Paris und London gab es ebenfalls Verluste und auch die US-Börsen zeigten sich zum europäischen Börsenschluss schwach.
Am deutschen Rentenmarkt sank die Umlaufrendite börsennotierter Bundeswertpapiere auf 0,05 (Vortag: 0,06) Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,08 Prozent auf 141,22 Punkte. Der Bund-Future gewann 0,02 Prozent auf 160,33 Punkte. Der Kurs des Euro bröckelte bis zum Abend auf 1,077 US-Dollar ab. Die EZB hatte den Referenzkurs auf 1,0814 (Donnerstag: 1,0711) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,9247 (0,9336) Euro./ck/he
--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---
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