22.04.2013 17:54:35

ROUNDUP 6: Verdi zwingt Lufthansa mit Warnstreik an den Boden

    (Neu: Lufthansa-Normalbetrieb am Dienstag)

    FRANKFURT/BERLIN (dpa-AFX) - Mit einem heftigen Warnstreik hat das Bodenpersonal der Lufthansa (Deutsche Lufthansa) den Flugverkehr der Airline fast in ganz Deutschland lahmgelegt. An den Aktionen an sämtlichen größeren Flughäfen beteiligten sich am Montag rund 12.000 Mitarbeiter, wie die Gewerkschaft Verdi in Berlin mitteilte. Lufthansa hatte fast alle Flüge gestrichen. Von insgesamt 1.720 geplanten Verbindungen sollten nur 32 starten. Die meisten Passagiere hatten offenbar von den Flugstreichungen gehört, so dass es an den Flughäfen ruhig blieb.

    Lufthansa hatte die Arbeitskampfmaßnahme als völlig überzogen und unverhältnismäßig kritisiert. FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle bezeichnete Warnstreiks in einem solchen Ausmaß als verantwortungslos. Die Fluggäste dürften nicht in Geiselhaft genommen werden für eine Tarifauseinandersetzung. Mit der zweiten Welle und zusammen rund 2.400 abgesagten Flügen hat der Verdi-Warnstreik bereits das Ausmaß der regulären, mit Urabstimmung legitimierten Streiks des Kabinenpersonals aus dem vergangenen Herbst überschritten.

NORMALER FLUGPLAN AM DIENSTAG

    Besonders betroffen waren am Montag die Deutschland- und Europa-Verbindungen. Die Terminals etwa am Drehkreuz Frankfurt oder in Hamburg blieben weitgehend leer, weil die Kunden rechtzeitig über die Absagen informiert worden waren.

    Am Dienstag will die Lufthansa wieder zum normalen Flugplan zurückkehren. Die noch streikbedingten Ausfälle werde man an einer Hand abzählen können, sagte ein Sprecher der Fluggesellschaft am Montagabend. Auf einer im Internet veröffentlichten Liste nennt Lufthansa für Dienstag neun gestrichene Verbindungen. Diese seien nicht alle auf den Verdi-Warnstreik zurückzuführen.

'LAGE IST ENTSPANNT'

    Für Inlandsverbindungen hatte die Fluggesellschaft am Montag ihre Kunden auf die Fernzüge der Deutschen Bahn verwiesen, auf die Flugtickets umgebucht werden konnten. "Die Lage ist entspannt. Wir haben ein leicht erhöhtes Fahrgastaufkommen", sagte ein Sprecher der Bahn. Die Züge seien am Morgen vor allem zwischen Nürnberg und Frankfurt in beiden Richtungen voll gewesen, sagte ein Bahnsprecher in München. Um für Entlastung zu sorgen, seien einige ICEs verstärkt worden, auch habe man einen zusätzlichen Zug eingesetzt.

    Der Warnstreik sei das richtige Signal an Lufthansa, sagte Christine Behle, Verdi-Bundesvorstand und Verhandlungsführerin in der Tarifauseinandersetzung. "Gemeinsam machen wir deutlich, dass wir die absurden Forderungen nach Lohnsenkungen nicht hinnehmen werden, sondern uns dagegen zur Wehr setzen", sagte Behle bei einer Kundgebung am Flughafen in Hamburg. Auch an anderen Flughäfen waren Demonstrationen geplant. Ob es noch weitere Aktionen vor der nächsten Verhandlungsrunde am 29. April geben wird, wollte Verdi zunächst nicht sagen.

VERDI FORDERT MEHR GELD

    Verdi fordert in dem Tarifkonflikt mit Lufthansa 5,2 Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von 12 Monaten und Jobgarantien für rund 33.000 Mitarbeiter. Deutschland größte Airline hatte die Forderungen mit einem nach Geschäftsfeldern modifizierten und in Teilen erfolgsabhängigen Vergütungsangebot gekontert. Über einen Zeitraum von 29 Monaten kämen einzelne Berufsgruppen auf eine Steigerung von mehr als drei Prozent, hatte Personalvorstand Stefan Lauer erklärt. Jobgarantien macht Lufthansa von strukturellen Änderungen etwa zu längeren Arbeitszeiten und verschobenen Stufensteigerungen abhängig. Bei der Catering-Tochter LSG will Lufthansa eine neue, niedrigere Tarifstruktur durchsetzen.

    Schon am späten Sonntagabend hatten Lufthansa-Techniker in Stuttgart als erste die Arbeit niedergelegt. Auf den meisten Flughäfen in Deutschland starteten die Warnstreiks des Bodenpersonals gegen 05.00 Uhr am Montag. Vereinzelt blieben auch Jets anderer Fluggesellschaften stehen, weil sie nicht von den Lufthansa-Technikern gewartet wurden. Bei der Tochter Germanwings fanden alle Flüge statt, wie die Gesellschaft in Köln mitteilte./ceb/DP/jha

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