20.05.2009 17:27:00

ROUNDUP: 54 Hertie-Warenhäuser vor dem Aus

    ESSEN (dpa-AFX) - Vier Jahre nach der Übernahme durch eine britische Investorengruppe stehen 54 Hertie-Warenhäuser in ganz Deutschland vor dem Aus. Die Gläubigerversammlung der insolventen Warenhauskette beschloss am Mittwoch in Essen auf Empfehlung des Insolvenzverwalters mit einer Mehrheit von 84,6 Prozent die Einstellung des Geschäftsbetriebs. Betroffen sind rund 2600 Mitarbeiter. "Die Beschäftigten sind schockiert", sagte der Hertie- Gesamtbetriebsratsvorsitz ende Bernd Horn nach der Entscheidung. Die Warenhäuser sollen voraussichtlich bereits im Sommer geschlossen werden.

    Insolvenzverwalter Biner Bähr hatte seinen Antrag zuvor damit begründet, dass er keine Chance mehr auf eine Einigung mit den Hertie-Eigentümern, der britisch-niederländischen Immobiliengesellschaft MABV, sehe. "Wir kommen nicht mehr weiter, so traurig das ist", sagte Bähr. In einer kontrovers geführten Diskussion hatte der Insolvenzverwalter zuvor die Eigentümer für den Misserfolg bei der Suche nach Lösungsmöglichkeiten verantwortlich gemacht.

    Als Vertreter der Hertie-Eigentümer wollte Rechtsanwalt Detlev Stöcker keine Verantwortung für den Verlust der rund 2600 Arbeitsplätze übernehmen. Für viele der künftig leerstehenden Warenhausimmobilien existierten bereits Anfragen von Interessenten, sagte er. Insolvenzverwalter Bähr hatte den Eigentümern zuvor vorgeworfen, nicht am Abschluss langfristiger Mietverträge interessiert zu sein.

    Erst am Vortag hatte eine Investorengruppe vor dem Hintergrund fehlender langfristiger Mietverträge mit den Hertie-Eigentümern ihr Angebot zur Sanierung des Unternehmens zurückgezogen. Die Investoren hatten zuvor angekündigt, mit Investitionen eines "höheren Millionen- Euro-Betrags" die 54 Warenhaus-Standorte und 2600 Arbeitsplätze erhalten zu wollen.

    In einer in London verbreiteten Stellungnahme wiesen die Hertie- Eigentümer die Schuld für den Rückzug der Investorengruppe von sich. Herties Insolvenzverwalter "Dr. Bähr benutzt uns als Sündenbock für sein Scheitern", sagte ein Vertreter der Eigentümer. "Unsere Mieten sind auf demselben Niveau wie 2004, als (der Hertie-Vorgänger) Karstadt kompakt gegründet wurde."

    Die Briten hatten Hertie 2005 von der damaligen KarstadtQuelle AG (heute Arcandor <ARO.ETR>) übernommen und nach eigenen Angaben 180 Millionen Euro in das verlustreiche Geschäft investiert. Im zurückliegenden Geschäftsjahr 2007/2008 (31.8.) hatte Hertie bei einem Umsatz von 441,3 Millionen Euro einen Verlust von 155,3 Millionen Euro gemacht./uk/dö/DP/wiz

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