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08.10.2015 21:33:40

ROUNDUP 2: US-Notenbank wartet wegen China-Sorgen weiter ab - Minutes

(neu: Expertenstimmen)

WASHINGTON (dpa-AFX) - Die US-Notenbank Fed hat am Donnerstag keinen klaren Hinweis auf den Zeitpunkt einer ersten Zinserhöhung in den USA gegeben. Die Währungshüter sorgten sich um die konjunkturelle Abkühlung in China und hielten es für klug, mehr Klarheit bezüglich der Konjunkturaussichten abzuwarten, hieß es in dem am Abend veröffentlichten Protokoll (Minutes) zur Fed-Sitzung am 16. und 17. September. Allerdings rechnen laut Protokoll viele Fed-Mitglieder mit einer Zinsanhebung noch in diesem Jahr.

Die Notenbanker fürchten weiteren Druck auf die Inflationsrate durch die schwächelnde Weltkonjunktur. "Die Miglieder gehen davon aus, dass die jüngsten globalen Entwicklungen über die kurze Frist weiteren Druck auf die Inflation ausüben dürften", heißt es in dem Protokoll. Inzwischen sähen mehr Mitglieder als zuletzt das Risiko einer weiter sinkenden Inflation.

Seit Jahresbeginn bewegt sich die diese in den USA nahe der Nullmarke. Im August hatte sie bei nur 0,2 Prozent gelegen. Die niedrige Teuerungsrate ist allerdings zum großen Teil auf die niedrigen Ölpreise zurückzuführen. Die Kernjahresrate, ohne die schwankungsanfälligen Preise für Energie und Nahrungsmittel, lag im August bei 1,8 Prozent.

FINANZMARKT-REAKTIONEN UNTERSCHIEDLICH

Die Reaktionen an den Finanzmärkten waren unterschiedlich. Der Eurokurs legte nach den Zahlen zunächst zu und erreichte bei 1,1324 US-Dollar den höchsten Stand des Tages. Anschließend sackte er allerdings wieder ab und notierte zuletzt mit 1,1270 Dollar sogar leicht unter dem Niveau unmittelbar vor der Veröffentlichung. Der Aktienindex Dow Jones Industrial baute hingegen seine Gewinne aus und übersprang die Marke von 17 000 Punkten. Die Kurse von USA-Staatsanleihen gaben ihre nach der Veröffentlichung erzielten Gewinne rasch wieder ab.

Laut Experten der kanadischen Scotiabank unterstreicht das Protokoll, dass eine Zinswende nicht allzu bald zu erwarten ist. "Wenn es für die Fed bei dem Treffen im September Sinn gemacht hat, weitere Daten abzuwarten, dann macht es jetzt umso mehr Sinn, weiter abzuwarten", heißt es in einer Kundenmitteilung.

Ähnlich sieht es Paul Ashworth, US-Experte beim Londoner Forschungsunternehmen Capital Economics. Zum Zeitpunkt der Sitzung hätten viele Fed-Mitglieder noch gedacht, die Rahmenbedingungen würden im weiteren Jahresverlauf besser zu einer Zinserhöhung passen, so Ashworth. Nun sei davon auszugehen, dass die jüngsten Konjunkturdaten die Zweifler nicht gerade beruhigt haben dürften. "Die Befürchtungen, die die Fed-Vertreter im September hatten, dürften sich, sofern sich an ihnen etwas geändert hat, nur verstärkt haben", so Ashworth. Daher rechne er nicht mehr mit einer Zinswende noch in diesem Jahr.

EXPERTE: 'PROTOKOLL INZWISCHEN VERALTET'

Wie Ashworth rechnet inzwischen ein Großteil der Marktteilnehmer nicht mehr mit einer Zinswende in 2015. Insofern erscheint es auf den ersten Blick überraschend, dass ein Großteil der Fed-Mitglieder laut Protokoll noch mit einer Straffung in diesem Jahr rechnet. Aber Joseph LaVorgna, Analyst bei der Deutschen Bank, rät davon ab, das Protokoll überzuinterpretieren. Das Papier sei inzwischen veraltet, weil neue Konjunkturdaten seit der September-Sitzung der Fed für neue Impulse gesorgt hätten.

Insbesondere der jüngste US-Arbeitsmarktbericht von Anfang Oktober hatte die Erwartungen der Marktteilnehmer zur Geldpolitik stark verändert. Die Arbeitslosigkeit verharrte auf einem 7-Jahrestief, die Löhne stagnierten und die Beschäftigtenzahlen stiegen schwächer als erwartet. Seitdem rechnet ein Großteil der Anleger nicht mehr mit einer Zinswende in diesem Jahr.

KOCHERLAKOTA REGT WEITERE LOCKERUNGEN AN

Der Präsident der regionalen Notenbank von Minneapolis, Narayana Kocherlakota, hatte am Donnerstag vor der Veröffentlichung des Protokolls sogar weitere geldpolitische Lockerungen statt einer Zinsanhebung ins Spiel gebracht. Die Fed solle mehr statt weniger Raum geben um den Arbeitsmarkt zu beflügeln, so der Notenbanker.

Kocherlakota hatte sich bereits vor den jüngsten Finanzmarktturbulenzen und den aktuellen Anzeichen der Schwäche seitens der chinesischen Wirtschaft gegen eine Leitzinsanhebung in diesem Jahr ausgesprochen./tos/he

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