EDF Aktie
WKN: A0HG6A / ISIN: FR0010242511
05.03.2016 05:51:10
|
ROUNDUP 2: Neue Fragen zu Störfall in Frankreichs ältestem Atomkraftwerk
(neu: Mehr Details.)
BONN/BERLIN (dpa-AFX) - Ein Störfall im französischen Atomkraftwerk Fessenheim nahe der deutschen Grenze war gravierender als bislang bekannt. Die französische Atomaufsicht ASN habe den Vorfall im April 2014 vor der Internationalen Atomenergiebehörde heruntergespielt, berichteten WDR und "Süddeutsche Zeitung" am Freitag. Ein Wassereinbruch hatte damals die Elektrik beschädigt und zur Abschaltung eines Reaktors geführt. Ein Krisenstab entschied vorsichtshalber, den Reaktor durch Einleitung von Bor ins Kühlwasser notfallmäßig herunterzufahren.
Das Bundesumweltministerium bestätigte, die Steuerung der Anlage sei am 9. April 2014 durch einen Wasserschaden beeinträchtigt gewesen. Ein Experte des Ministeriums sagte, es habe einen Wasserschaden im Bereich der Schaltschränke gegeben. Eine "stufenweise Nachjustierung der Stellung der Steuerstäbe" sei daher nicht mehr möglich gewesen. Er betonte aber: "Die Notfall-Abschaltung war nicht behindert."
"Der Vorfall zeigt einmal mehr, dass unsere Forderung gegenüber der französischen Regierung, Fessenheim vom Netz zu nehmen, gute Gründe hat", erklärte Umweltministerin Barbara Hendricks. Er sei ein weiterer Beleg für das Risiko, dass vom Betrieb des alten Reaktors ausgehe. Die Regionalchefin der Atomaufsicht ASN in Straßburg sagte dagegen der französischen Nachrichtenagentur AFP, mit Blick auf die Nuklearsicherheit gebe es keinen Grund, Fessenheim zu schließen. Auf eine Anfrage zu den Vorwürfen der Medien reagierte die Behörde am Freitag zunächst nicht.
Ein Ausfall von Steuerstäben in einem Kernkraftwerk sei in Westeuropa bisher nicht vorgekommen, sagte Christian Küppers, Experte für Nukleartechnik und Anlagensicherheit beim Öko-Institut, in einem Interview mit dpa-Audio. Die Schnellabschaltung sei vergleichbar mit einer "Vollbremsung beim Auto", die zu gewissen Belastungen führe. Der Reaktor sei damals zu schnell abgekühlt worden, sagte Küppers. "Da gibt es Vorgaben, gegen die hat man offenbar verstoßen."
Nach Informationen des Bundesumweltministeriums gelangte das Wasser über Lüftungskanäle und Kabel in den Raum, in dem die Schaltschränke stehen. Die Bundesregierung sei nicht erst seit diesem Störfall unzufrieden mit der Atompolitik des Nachbarlandes, sagte ein Sprecher. Man könne den Franzosen aber keine Vorschriften machen. "Für uns sind solche alten Reaktoren ein Sicherheitsrisiko." Betreiber des Atomkraftwerks ist der französische Energieversorger EDF.
Frankreichs Präsident François Hollande hatte im Wahlkampf versprochen, Fessenheim bis zum Ende seiner Amtszeit 2017 zu schließen und zwischenzeitlich sogar ein Aus bis Ende 2016 angekündigt. Ein Aus in diesem Jahr ist inzwischen vom Tisch, weil der Reaktor der neuen Generation in Flamanville mit viel Verspätung erst 2018 fertig sein soll. Wann Fessenheim nun vom Netz gehen soll, ist nach unklaren Aussagen der Pariser Regierung unklar.
Der Vorsitzende der Umweltschutzorganisation BUND, Hubert Weiger, kritisierte die Informationspolitik französischer und deutscher Behörden im Fall Fessenheim. Er sagte: "Die Bewertung von Störfällen ist wenig transparent und wird in der Tonlage von den Betreibern der AKWs vorgegeben." Der Vorsitzende der Grünen-Fraktion im Bundestag, Anton Hofreiter, sagte: "Dieser Zwischenfall in Fessenheim zeigt erneut: Deutschland ist umstellt von Schrottreaktoren." Die Bundesregierung müsse gegenüber Frankreich, der Schweiz, Tschechien und Belgien unmissverständlich auf deren Abschaltung drängen.
Die französische Atomaufsicht hatte wenige Tage nach dem Zwischenfall erklärt, der Wassereinbruch im nicht-nuklearen Teil der Anlage habe eines der zwei separaten Elektroniksysteme für die Notabschaltung beschädigt. Das zweite System habe aber weiterhin funktioniert. Hendricks erklärte, Frankreich habe auch in der Deutsch-Französischen Kommission zur Sicherheit der AKW über das Ereignis berichtet./abc/DP/men

Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!