DAX
25.08.2016 12:14:39
|
ROUNDUP 2: Ifo-Geschäftsklima trübt sich deutlich ein
(Neu: Analysten-Stimmen, aktuelle Marktreaktion.)
MÜNCHEN (dpa-AFX) - Die Stimmung in den deutschen Unternehmen hat sich im August überraschend und deutlich eingetrübt. Das Ifo-Geschäftsklima fiel zum Vormonat um 2,1 Punkte auf 106,2 Punkte, wie das Münchner Ifo-Institut am Donnerstag mitteilte. Das ist der niedrigste Wert seit Februar. Volkswirte hatten dagegen einen leichten Anstieg auf 108,5 Punkte erwartet. Sowohl die Geschäftserwartungen als auch die Bewertung der aktuellen Lage trübten sich spürbar ein.
"Die deutsche Konjunktur fällt in ein Sommerloch", kommentierte das Institut, ohne auf mögliche konkrete Gründe für den Stimmungsrückschlag einzugehen. Bankvolkswirte nannten häufig das Brexit-Votum der Briten als Grund, wobei die Stimmungseintrübung dann eine verspätete Reaktion auf das Referendum von Ende Juni wäre.
FIRMEN KOMMEN IN 'BREXIT-REALITÄT' AN
Den Umfrageergebnissen zufolge fiel die Wirtschaftsstimmung vor allem in denjenigen Sektoren schlechter aus, die mit dem Außenhandel verbunden sind. In der Industrie und im Großhandel fiel das Geschäftsklima, im binnenwirtschaftlich orientierten Einzelhandel allerdings auch. Im Baugewerbe stagnierte der Indikator auf einem Rekordhoch, während er im Dienstleistungssektor weiter anstieg.
"Es scheint, als bräuchten deutsche Unternehmen immer ein bisschen länger, um Nachrichten zu verdauen - aber der heutige Ifo-Index legt nahe, dass die deutschen Unternehmen plötzlich in der Brexit-Realität aufgewacht sind", kommentierte ING-Diba-Chefvolkswirt Carsten Brzeski. So hatte sich das Geschäftsklima im Juli - etwa einen Monat nach dem Brexit-Votum in Großbritannien - zwar eingetrübt, allerdings wesentlich schwächer als jetzt im August. "Es ist nicht das erste Mal, dass der Ifo-Index auf globale Ereignisse mit einer Verzögerung von ein bis zwei Monaten reagiert", erklärte Brzeski.
'BREXIT-FOLGEN NICHT DRAMATISIEREN'
Einige andere Analysten relativierten den Stimmungsrücksetzer: Man sollte die Folgen des Brexit-Votums für die deutsche Konjunktur nicht dramatisieren, kommentierte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. "Erstens haben sich die Märkte kurz nach dem Votum der Briten rasch beruhigt. Zweitens sind die anderen Stimmungsindikatoren kaum gesunken." Die Volkswirte von JP Morgan sprachen von einer nur moderaten Eintrübung des Geschäftsklimas, soweit man den Anstieg im Dienstleistungssektor - den das Ifo nicht in den Gesamtindikator einrechnet - berücksichtigt.
An den Finanzmärkten fiel die erste Reaktion negativ aus, sie war aber nicht nachhaltig. Der deutsche Aktienindex Dax fiel nach Bekanntwerden der Umfrageergebnisse auf sein Tagestief, erholte sich im Nachgang aber wieder. Der Euro zeigte sich unbeeindruckt und legte sogar zu. Das Ifo-Geschäftsklima basiert auf einer monatlichen Umfrage unter etwa 7000 Unternehmen und gilt als Deutschlands bedeutendster wirtschaftlicher Frühindikator./bgf/tos/stb

Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!
Indizes in diesem Artikel
DAX | 22 551,43 | 0,00% |