28.06.2019 23:07:42
|
Rheinische Post: Kommentar / Ein weiterer Fehler im Umgang mit der AfD = Von Gregor Mayntz
An Übereinkünfte fühlt sich die AfD nicht gebunden, weil die anderen Fraktionen ihr permanent versagen, "ihren" Sitz im Bundestagspräsidium auch zu besetzen. Mit dem nächtlichen Manöver war also zu rechnen. Der Abbruch der Sitzung wäre lästig, aber glaubwürdig gewesen. Spätestens, wenn nach einem als "Hammelsprung" bezeichneten Zählverfahren das optisch Offensichtliche auch statistisch belegt gewesen wäre. Doch die Sitzungsleitung entschied sich für die unglaubwürdigste Lösung - einfach so zu tun, als wäre der Plenarsaal mindestens halb voll. Man stelle sich nur kurz die Reaktion von Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth vor, wenn die Mehrheit des von Erdogans Partei beherrschten türkischen Parlaments derart offenkundig die Regeln zur Farce gemacht hätte.
Es ist ein weiterer Punkt auf der Liste mit Fehlern des Bundestages im Umgang mit der AfD. Der erste war es, die viele Jahrzehnte alte Tradition zu beenden, wonach der älteste Abgeordnete die erste Sitzung eines neuen Bundestages eröffnet. Das war ein durchsichtiges Manöver, um einen AfD-Alterspräsidenten zu verhindern. Solche Taschenspielertricks wie nun auch beim verweigerten "Hammelsprung" gefährden letztlich die Würde des Hohen Hauses - angerichtet ausgerechnet von denjenigen, die die Würde vor der oft unflätig agierenden AfD schützen wollen.
www.rp-online.de
OTS: Rheinische Post newsroom: http://www.presseportal.de/nr/30621 newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_30621.rss2
Pressekontakt: Rheinische Post Redaktion
Telefon: (0211) 505-2627
Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!