05.07.2013 18:47:59

Rheinische Post: Franziskus - ein Papst ohne große Worte

Düsseldorf (ots) - Papst Franziskus ist kein Freund des geschriebenen Wortes. Das wird jeder merken, der in seinen Schriften liest. Da mag er sich gefreut haben, dass eine halbfertige Enzyklika noch in der päpstlichen Schreibtischschublade lag und von einem Mann des Wortes stammte: vom zurückgetretenen Papst Benedikt XVI. So entstand erstmals in der Geschichte der katholischen Kirche ein lehramtliches Gemeinschaftswerk. Eine Enzyklika über den Glauben, die all jenen unspektakulär erscheinen muss, denen der Glauben nicht spektakulär genug ist. Genau das aber versucht Franziskus nun: das Licht des Glaubens wieder zu entzünden. Dass es kein Grundsatzprogramm geworden ist, liegt an Franziskus selbst. An einem Papst, der seinen Glauben lebt, weniger reflektiert, der nicht ankündigt, was er vorhat, sondern tut, was er für richtig hält. Der neue Papst - der sich lieber Bischof von Rom nennt - ist eine Enzyklika auf zwei Beinen. Sein auf Bescheidenheit gründendes Lebensmodell ist ein Kirchenmodell, das dem "Katakombenpakt" sehr nahe steht. Den hatten 40 Konzilsväter während des Zweiten Vaticanums unterzeichnet und damit eine Kirche der Armen gefordert. Die Handschrift von Papst Franziskus bedarf keiner großen Worte.

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