Deal platzte 08.06.2015 12:16:00

Pariser Konsortium wollte Flughafen Wien Malta-Anteile abkaufen

Diese Informationen gehen aus der APA vorliegenden Unterlagen zu einem Prozess zwischen dem entlassenen Malta-Chef, Markus Klaushofer, und dem Flughafen Wien hervor. Der Verkauf an das Konsortium um den Investmentsfonds Antin Infrastructure Partners scheiterte. Der Deal zwischen Antin und dem Flughafen Wien platzte, weil die Bedingungen des Konsortiums inakzeptabel gewesen seien, so der Wiener Flughafen-Vorstand laut der Tageszeitung "Die Presse". Der Flughafen Wien hält rund 33 Prozent am Malta International Airport. An der Malteser Börse hat der Malta Airport eine Marktkapitalisierung von 274 Mio. Euro, die Beteiligung des Flughafens Wien ist also momentan mehr als 90 Mio. Euro wert.

Dass die Verkaufspläne jetzt in der Öffentlichkeit gelandet sind, ist kein Zufall. Der Flughafen Wien wirft Klaushofer in einem Schriftsatz vor, interne langfristige Geschäfts- und Investitionspläne an Atin verraten zu haben und führt dies - neben Zweifeln am Erwerb einer Luxusuhr - als Grund für die Entlassung an. Der Airport will das mit E-Mails, Telefonaten und zwei Geschäftsreisen nach Paris belegen. Klaushofer weist die Vorwürfe zurück, sein Anwalt Stefan Schermaier spricht gegenüber der APA von "unrichtigen und rufschädigenden Aussagen".

"Es ist schon verwunderlich, wie Unterlagen zuerst bei der Presse landen, bevor noch ein entsprechender Schriftsatz bei Gericht eingereicht wurde. Schon dieser Umstand macht klar, worum es hier eigentlich geht: Gezielte Verbreitung falscher Tatsachen", so Schermaier. Klaushofer habe zu keinem Zeitpunkt vertrauliche Informationen weiter gegeben. Dafür würden Belege fehlen. Die Parisreisen hätten einen anderen Hintergrund gehabt. Der Wiener Airport soll nun wegen Verleumdung angezeigt und auf Unterlassung geklagt werden.

Darüber hinaus will Schermaier in Malta Finanzmarktaufsicht und Datenschutzkommission informieren. Die Informationen, die der Flughafen Wien an die Öffentlichkeit spiele, können - sollten sie vom Malta Airport stammen - nur unter Verletzung börsenrechtlicher Bestimmungen an den Flughafen Wien kommuniziert worden sein, schlussfolgert der Anwalt. Außerdem seien die Mobiltelefon-Daten und E-Mails von Klaushofer ohne seine Genehmigung geöffnet und gelesen worden, so Schermaier.

Schauplatz der ersten gerichtlichen Auseinandersetzung ist aber das Arbeits- und Sozialgericht am Landesgericht Korneuburg, wo Schermaier gegen die Entlassung seines Mandanten geklagt hat. Der Prozess soll nach APA-Informationen im Juli starten.

Schon davor, in der nächsten Aufsichtsratssitzung am 23. Juni, soll die Entscheidung über die Besetzung des Zweiervorstands am Flughafen Wien fallen. Es gilt als fix, dass die Verträge der amtierenden Vorstände Julian Jäger und Günther Ofner verlängert werden. Beworben haben sich fünf weitere Personen, unter ihnen auch Klaushofer. Laut Schermaier wurde Klaushofer mit Stand Freitag, 5. Juni, vom Aufsichtsrat noch nicht zum Hearing eingeladen. Er führt dies auf die Verleumdungskampagne gegen Klaushofer zurück. Der Zeitung "Österreich" zufolge fanden bereits Ende Mai erste Hearings statt.

Gegen Jäger, der so wie Klaushofer als SPÖ-nahe gilt, wurden zuletzt Geschichten aus der Vergangenheit ausgegraben. Laut "Kurier" soll Jäger bei Air Malta auf privaten Flügen kostenlose Upgrades in die Business Class in Anspruch genommen haben und für seinen Schwager, den Wiener Anwalt Gabriel Lansky, in der Causa Aliyev den Kontakt zu einem maltesischen Geschäftsmann vermittelt haben. Jäger war bis 2011 Vorstandschef in Malta.

"In Bezug auf die aktuell in den Medien wiederholten Vorwürfe gegen Vorstand Jäger halten wir fest, dass Herr Jäger hier keinerlei rechtliche Verfehlungen begangen hat. Vielmehr handelt es sich dabei um Versuche von außen, durch haltlose Anschuldigungen auf die laufende Vorstandsbestellung Einfluss zu nehmen und von anderen Sachverhalten abzulenken", sagte dazu Flughafen-Sprecher Peter Kleemann auf APA-Anfrage.

An einer anderen Nebenfront streitet der Flughafen Wien mit dem fristlos gefeuerten Technik-Manager Christoph Edlinger, Sohn von Ex-Finanzminister Rudolf Edlinger (SPÖ). Laut "Kurier" der Entlassungsgrund: Umfangreiches, pornografisches Material und "Korrespondenz, die eine sofortige Auflösung des Dienstverhältnisses unabdingbar machte". Mehreren Zeitungsberichten zufolge hat Edlinger E-Mails an hochrangige Funktionär der Wiener SPÖ geschrieben, aus Sicht des Airports "hinter dem Rücken des Vorstandes".

Edlinger weist die Vorwürfe zurück. Laut Edlingers Anwältin Katharina Körber-Risak hat ein Mitarbeiter von Edlinger die Aufforderung, per Großverteiler keine Pornos mehr herum zu schicken, ignoriert. Daraus könne man ihrem Mandanten keinen Vorwurf machen, so die Anwältin im "Kurier". Edlinger habe die Pornos lediglich in einen Unterordner verschoben, der in der Cloud nicht mehr gelöscht werden konnte. Zu den Interventionen sagte die Anwältin, Edlinger sei mit der Arbeit von Jäger nicht zufrieden gewesen, das werde man wohl noch dem Eigentümer-Vertreter kommunizieren dürfen.

pro/tsk

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