02.08.2015 17:22:45

Paris und London fordern Hilfe bei Flüchtlingskrise

   PARIS (AFP)--Angesichts der Flüchtlingskrise am Eurotunnel haben Frankreich und Großbritannien die Unterstützung der anderen EU-Staaten verlangt. Die Welt leide unter einer "globalen Flüchtlingskrise". Diese könne aber nicht von Frankreich und Großbritannien allein geschultert werden, erklärten der französische Innenminister Bernard Cazeneuve und seine britische Kollegin Theresa May am Sonntag. Für Paris und London habe das Vorgehen gegen illegale Grenzübertritte am Ärmelkanal "oberste Priorität".

   In einer gemeinsamen Stellungnahme, die in der französischen Sonntagszeitung "Journal du Dimanche" sowie im britischen "Telegraph" veröffentlicht wurde, appellierten Cazeneuve und May an die europäische Solidarität: "Viele von denen in Calais, die versuchen, den Ärmelkanal zu überqueren, sind durch Italien, Griechenland oder andere Länder gekommen", schrieben sie. Die Krise müsse da angegangen werden, wo sie anfange: Es müsse "die Zahl der Migranten reduziert werden, die von Afrika nach Europa kommen".

   Seit Wochen versuchen nahe dem nordfranzösischen Calais immer wieder Migranten, nachts zum Eurotunnel vorzudringen, um an Bord von Güterzügen nach Großbritannien zu gelangen. Mitunter wurden pro Nacht 2.000 Fluchtversuche registriert. In einem behelfsmäßigen Lager bei Calais harren rund 3.000 Migranten aus, die auf eine Gelegenheit zur Flucht warten.

   "Diese Situation anzugehen, ist die oberste Priorität für die Regierungen Großbritanniens und Frankreich", erklärten Cazeneuve und May. Beide Regierungen seien "entschlossen", das Problem "gemeinsam zu lösen". "Unsere Straßen sind nicht aus Gold gepflastert", erklärten sie und fügten hinzu, dass aus beiden Ländern derzeit pro Monat rund 200 Migranten abgeschoben würden.

   Nach einem Treffen mit Cazeneuve am Dienstag hatte May angekündigt, umgerechnet zehn Millionen Euro zusätzlich für die Grenzsicherung bereitzustellen. Frankreich schickte 120 zusätzliche Polizisten nach Calais, insgesamt sind dort nun 550 Beamte im Einsatz. Diese Maßnahmen seien ein "klares Signal", erklärten die Minister.

   Laut einer Eurotunnel-Sprecherin war der Tunnel in der Nacht zum Sonntag fünf Stunden lang gesperrt. Die Flüchtlinge hätten offenbar ihre Strategie geändert und seien nun in größeren Gruppen unterwegs gewesen, die schwerer zu kontrollieren seien.

   Die Lage in Calais erhitzt in Frankreich immer mehr die Gemüter. Der Zorn richtet sich vor allem gegen die britische Regierung. Der Oppositionsabgeordnete der konservativen Partei Die Republikaner, Xavier Bertrand, warf Premierminister David Cameron im "Journal du Dimanche" vor, das Problem nicht ernst zu nehmen. Mit Geld allein sei dieses nicht zu lösen. London müsse seine Gesetze ändern, die es möglich machten, ohne Papiere in Großbritannien zu arbeiten. Bertrand will Regionalpräsident in der Region um Calais werden und tritt immer häufiger als Sprachrohr der genervten Anwohner in Erscheinung.

   Auch die Bürgermeisterin von Calais, Natacha Bouchart, warf London vor, die Franzosen mit dem Problem allein zu lassen. Die Parteikollegin von Bertrand äußerte im Gespräch mit AFP zugleich Unbehagen angesichts der Aufrüstung mit immer mehr Beamten, Spürhunden und Zäunen.

   Frankreichs Präsident François Hollande hatte am Freitagabend mit Cameron telefonisch über die Lage beraten. Zuvor hatte er gesagt, Frankreich komme seiner Verantwortung nach, könne dies aber nicht allein tun.

   Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com

   DJG/bek

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   August 02, 2015 10:52 ET (14:52 GMT)- - 10 52 AM EDT 08-02-15

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