28.01.2015 21:00:49

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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Sparen

Bielefeld (ots) - Verkehrte Welt! Da berichten die Medien fast

täglich von Krisen, Kriegen und Terroranschlägen. Doch statt zu

horten, haben die Deutschen Spaß daran, ihr Geld auszugeben. Sind aus

allen braven Bürgern etwa Hedonisten geworden? Gefallen wir uns

neuerdings beim frivolen Tanz auf dem Vulkan?

Keine Angst! Der einzelne verhält sich ganz normal. Kapital, das

auf dem Sparkonto ruht, verliert an Wert, weil die Verzinsung noch

niedriger ist als die Inflation. Also ist es vernünftig, das Geld

sofort in die Erfüllung eines Wunsches zu investieren. Zumal alle

genau das wollen: der Handel, die Industrie, die Aktionäre, die

Politiker, die Europäische Zentralbank. So bleibt das Rad der

Konjunktur in Bewegung. Die befürchtete Deflation tritt nicht ein.

Wie kurzsichtig! Schließlich kann man auch den Euro nur einmal

ausgeben. So lange ist das gar nicht her, da hieß es: Spare in der

Zeit, dann hast du in der Not. Aufgegeben wurde dieser Grundsatz

zuerst von den Staaten. Man müsse doch die Konjunktur fördern, hieß

damals schon und später immer wieder das Argument. Nur »vergaßen« die

Regierenden und Parlamentarier, die Ausgaben später wieder

zurückzuschrauben. Aktuell hat Mario Draghi, der smarte Präsident der

Europäischen Zentralbank die Notenpresse beschleunigt, ohne dass dies

einen größeren Effekt auf die Konjunktur haben wird.

Diese Freigebigkeit geht auf Kosten der Jugend. Ihr

Handlungsspielraum wird durch die Verschuldung selbst dann eingeengt,

wenn damit Vernünftiges gebaut oder eingerichtet wird. Das gilt für

die Staatsverschuldung genauso wie für Privatkredite. Wer jetzt eine

Immobilie erwirbt oder ein Auto kauft, handelt sicher innerhalb der

geltenden Rahmenbedingungen vernünftig. Doch was ist, wenn die

Immobilie, an sich eine sinnvolle Investition, eine Weile

unvermietbar ist oder wenn mit dem gekauften Auto ein Unfall

geschieht? Dann kann das Geld in einem Normalhaushalt schnell knapp

werden. Das gilt übrigens auch für den Fall, dass die Zinsen

irgendwann doch anziehen und staatliche wie private

Finanzierungspläne über den Haufen werfen.

Noch vor zehn Jahren warb die damalige Bundesregierung massiv für

die private Altersvorsorge. Riesterrente, Privatrente, Betriebsrente,

Lebensversicherung: Alles schien aufgrund des demographischen Wandels

als Ergänzung zur staatlichen Rente unverzichtbar.

Jetzt aber ist dieses Anliegen ganz aus der Mode gekommen. Die

Deutschen, vermutlich immer noch Spar-Weltweltmeister, machen es den

anderen nach und haben keine Angst mehr vor dem Leben auf Pump. Die

Rechnung wird später ausgestellt. Und sie wird hart ausfallen - für

die dann Alten, aber auch für die Jungen, denen die Verpflichtungen

für die staatliche Rente im Allgemeinen und für die eigenen Eltern im

Besonderen die Luft abschnüren wird. Die Jahre jetzt werden dann im

Rückblick als die »goldenen« erscheinen. Genießen wir sie!

OTS: Westfalen-Blatt

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Pressekontakt:

Westfalen-Blatt

Chef vom Dienst Nachrichten

Andreas Kolesch

Telefon: 0521 - 585261

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