14.08.2024 11:16:38

OTS: VDI Verein Deutscher Ingenieure e.V. / Massiver Fachkräftemangel in den ...

Massiver Fachkräftemangel in den Ingenieur- und Informatikberufen:

Jährlicher Wertschöpfungsverlust liegt bei bis zu 13 Milliarden Euro

(FOTO)

Düsseldorf (ots) - "Wir brauchen eine breite Palette an Maßnahmen, um junge

Menschen in Deutschland für Technik und Wissenschaft zu begeistern. Um die

Fachkräftelücke zu schließen, sind auch ausländische Ingenieurinnen und

Ingenieure unerlässlich", so VDI-Direktor Adrian Willig.

- Anzahl ausländischer Fachkräfte in den Ingenieurberufen ist von 2012 bis

September 2023 um 146,6 Prozent gestiegen

- 15,6 Prozent weniger offene Stellen im Vergleich zum Vorjahr zeigt positive

Tendenz

- Engpassziffer bleibt weiterhin hoch, vor allem in der Energie- und

Elektrotechnik

- Aktuelle Fachkräftelücke in den Ingenieur- und Informatikberufen führt nach

Erhebung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zu jährlichem

Wertschöpfungsverlust von etwa 9 bis 13 Mrd. Euro

Der Bedarf an Ingenieurinnen und Ingenieuren ist insbesondere aufgrund der

Herausforderungen durch Digitalisierung und Transformation weiterhin sehr hoch.

Trotz einer um 15,6 Prozent gesunkenen Zahl an offenen Stellen im Vergleich zum

Vorjahr leidet der Standort Deutschland weiterhin unter starkem Fachkräftemangel

in den Ingenieurberufen. Entlastung bringt der seit 2012 deutlich gestiegene

Anteil ausländischer Ingenieurinnen und Ingenieure, von dem vor allem süd- und

ostdeutsche Bundesländer profitieren. Die aktuell fehlenden Beschäftigten in den

Ingenieur- und Informatikberufen führen zu einem jährlichen

Wertschöpfungsverlust von etwa 9 bis 13 Milliarden Euro. Das sind die zentralen

Ergebnisse des gemeinsamen Ingenieurmonitors von VDI und IW

(https://www.vdi.de/vdi-iw-ingenieurmonitor-1-quartal-2024) zum Thema

Fachkräftemangel und ausländische Beschäftigte im deutschen Arbeitsmarkt.

Im ersten Quartal 2024 ist die Gesamtzahl an offenen Stellen in Ingenieurberufen

im Vorjahresvergleich um 15,6 Prozent auf 148.000 gesunken, bleibt aber

weiterhin auf hohem Niveau. "Der Rückgang ist sicherlich auch auf die

wirtschaftliche Situation zurückzuführen, in der Unternehmen mit

Neueinstellungen zurückhaltend sind. Dennoch gibt es positive Signale", sagt

VDI-Direktor Adrian Willig.

Die Engpasskennziffer (offene Stellen je 100 Arbeitslose) liegt unverändert bei

333. Die größten Engpässe bestehen bei Ingenieurberufen in den Bereichen

Energie- und Elektrotechnik (Engpassrelation 558), Bau/Vermessung/Gebäudetechnik

und Architektur (Engpassrelation 433) sowie Maschinen- und Fahrzeugtechnik (368)

und Informatik (303).

Schlüssel zur Fachkräftesicherung

Positiv entwickelt hat sich vor allem die Zuwanderung ausländischer Fachkräfte

(ohne Flüchtlingsländer und UK) auf den deutschen Arbeitsmarkt. "In den

kommenden Jahren wird durch Digitalisierung und Klimaschutz der Bedarf an

Beschäftigten in Ingenieur- und Informatikberufen weiter ansteigen. Der

Fachkräftemangel kann nur durch vielfältige Anstrengungen abgefedert werden. Wir

müssen mehr junge Menschen und auch Frauen für den Ingenieurberuf begeistern.

Von der Batterie bis zum Windrad: Überall können Ingenieure und Ingenieurinnen

essenzielle Beiträge für unseren Innovationsstandort leisten. Klar ist auch,

dass wir eine vermehrte Zuwanderung von Ingenieurinnen und Ingenieuren brauchen,

sagt Adrian Willig. "Und hier sind wir erfreulicherweise auf einem guten Weg."

Denn die Zuwanderung in den letzten Jahren hat erheblich zur Sicherung der

Fachkräfte in den Ingenieur- und Informatikberufen beigetragen. Von Ende 2012

bis September 2023 stieg die absolute Zahl der ausländischen Beschäftigten in

Ingenieurberufen von 46.489 auf 114.648 und damit um 146,6 Prozent. Der Anteil

ausländischer Ingenieurbeschäftigter an allen Ingenieurbeschäftigten stieg so in

diesem Zeitraum prozentual von 6 Prozent auf 11 Prozent.

Vom gesamten Beschäftigungszuwachs in Ingenieurberufen (263.760 Beschäftigte)

entfielen rund 26 Prozent (68.159 Beschäftigte) auf zugewanderte Fachkräfte. Die

meisten von ihnen kommen aus Indien, der Türkei, Italien, China, Frankreich und

Spanien. Das durchschnittliche Bruttoeinkommen der sozialversicherungspflichtig

in akademischen MINT-Berufen Beschäftigten liegt zwischen 5.411 EUR (25-44

Jahre) und 6.750 EUR (45+). Gleichzeitig stammen 13 Prozent der 2020

angemeldeten Patente in Deutschland von ausländischen Fachkräften. "Wir müssen

den deutschen Standort noch attraktiver machen, indem wir bürokratische Hürden

abbauen, die Fachkräfte zum Kommen und ausländische Studierende in MINT-Fächern

zum Bleiben bewegen", bekräftigt der VDI-Direktor.

"Die Wertschöpfungsverluste wären ohne Zuwanderung deutlich höher", ergänzt

Prof. Axel Plünnecke vom IW. "Ohne die hohe Dynamik bei der Beschäftigung von

ausländischen Fachkräften in Ingenieur- und Informatikberufen wäre die Anzahl

der fehlenden Beschäftigten in diesen Berufen und damit der

Wertschöpfungsverlust durch den Mangel in Ingenieur- und Informatikberufen gut

doppelt so hoch", führt er weiter aus.

Besonders Süd- und Ostdeutschland profitieren von ausländischen Beschäftigten

Die höchsten Anteile ausländischer Beschäftigter in Ingenieurberufen finden sich

in Bayern, Hessen, Thüringen, Brandenburg und Berlin. "Vor allem im forschungs-

und patentstarken Großraum München hat sich die Zuwanderung als wichtiger Faktor

für die Fachkräftesicherung erwiesen", sagt Plünnecke. "Hier arbeiten mit 11.681

Personen die meisten ausländischen Ingenieurinnen und Ingenieure - und damit

mehr als in ganz Hessen und fast doppelt so viele wie Niedersachsen." Insgesamt

haben im Landkreis München 23,7 Prozent der in Ingenieurberufen Beschäftigten

eine ausländische Staatsangehörigkeit, Starnberg verzeichnet den bundesweit

höchsten Wert von 29,3 Prozent.

Auch in anderen Regionen ist der Anteil ausländischer Beschäftigter hoch: Der

Ilm-Kreis in Thüringen kommt auf 25,1 Prozent, der Main-Taunus-Kreis auf 23,4

Prozent und die Region um Frankfurt an der Oder auf 22,8 Prozent. Unter den

zwölf Kreisen/Städten mit den höchsten Anteilen von ausländischen

Staatsangehörigen an der sozialversicherungspflichten Beschäftigung in

Ingenieurberufen sind sechs in Bayern, drei in Hessen und je einer in Thüringen,

Brandenburg und Berlin.

VDI-Xpand Projekt zur Eingliederung ausländischer Fachkräfte

Um zugewanderte Fachkräfte bei der Integration in Arbeitswelt und Gesellschaft

zu unterstützen, hat der VDI das Projekt VDI-Xpand

(https://www.vdi.de/netzwerke-aktivitaeten/vdi-xpand) initiiert. "Wir brauchen

qualifizierte Fachkräfte, es kommen aber auch Menschen, die wir in die

Arbeitswelt aber auch in die Gesellschaft integrieren müssen. Der VDI mit seinen

regionalen Strukturen bietet beste Voraussetzungen, um Ingenieurinnen und

Ingenieure mit Menschen zu vernetzen, die gleiche Interessen haben", so

VDI-Arbeitsmarktexperte und Projektleiter Ingo Rauhut. Im Zentrum von VDI-Xpand

steht ein Mentoring-Programm, mit dem zugewanderten Ingenieurinnen und

Ingenieuren ein berufserfahrenes VDI-Mitglied zur Seite gestellt wird. Das

überwiegend online durchgeführte Angebot wird ergänzt durch

Netzwerkveranstaltungen vor Ort. Der mit Mitteln aus dem bundesweiten

Förderprogramm "Integration durch Qualifizierung" (IQ) geförderte Ansatz ist

2024 erfolgreich als Pilot in Nordrhein-Westfalen gestartet.

Breite Maßnahmenpalette notwendig, um Lücke zu schließen

Neben diesen Anstrengungen bedarf es einer breiten Palette an Maßnahmen, um

junge Menschen in Deutschland für Technik und Wissenschaft zu begeistern,

ergänzt VDI-Direktor Adrian Willig. "Um die Fachkräftelücke zu schließen, sind

auch viel mehr Frauen im Ingenieurberuf wichtig. Hier zeigen wir regelmäßig Role

Models und unterstützen Frauen mit einem gezielten Mentoring-Programm, dem VDI

WoMentorING", so Willig. "Und es beginnt schon bei den Jüngsten. Interesse an

Technik zu wecken, das ist unser Anliegen." Insgesamt bedarf es einer

Maßnahmenpalette, um unseren Innovations- und Wirtschaftsstandort

wettbewerbsfähig zu halten.

Über den IW/VDI-Ingenieurmonitor:

Der VDI-IW-Ingenieurmonitor

(https://www.vdi.de/vdi-iw-ingenieurmonitor-1-quartal-2024) wird seit 2012

einmal pro Quartal gemeinsam vom VDI und dem Institut der deutschen Wirtschaft

herausgegeben und präsentiert einen Überblick über den aktuellen Stand und die

Entwicklung relevanter Indikatoren des Arbeitsmarktes in den Ingenieur- und

Informatikberufen. Die Ergebnisse der Pressemitteilung beziehen sich auf den

aktuellen Ingenieurmonitor 1/2024, Stand: Aug 2024.

Fachlicher Ansprechpartner:

Ingo Rauhut

Geschäftsführer der Fachbeiräte Beruf & Arbeitsmarkt und Ingenieurausbildung

Telefon: +49 211 6214-697

E-Mail: mailto:rauhut@vdi.de

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VDI als Gestalter der Zukunft

Seit mehr als 165 Jahren gibt der VDI wichtige Impulse für den technischen

Fortschritt. Mit seiner einzigartigen Community und seiner enormen Vielfalt ist

er Gestalter, Wissensmultiplikator, drittgrößter technischer Regelsetzer und

Vermittler zwischen Technik und Wissenschaft, Wirtschaft und Politik. Er

motiviert Menschen, die Grenzen des Möglichen zu verschieben, setzt Standards

für nachhaltige Innovationen und leistet einen wichtigen Beitrag, um Fortschritt

und Wohlstand in Deutschland zu sichern. Der VDI gestaltet die Welt von morgen -

als Schnittstelle zwischen Ingenieur*innen, Wissenschaft, Wirtschaft, Politik

und Gesellschaft. In seinem einzigartigen multidisziplinären Netzwerk mit rund

130.000 Mitgliedern bündelt er das Wissen und die Kompetenzen, die nötig sind,

um den Weg in die Zukunft zu gestalten.

Pressekontakt:

Ihr Ansprechpartner in der VDI-Pressestelle:

Sarah Janczura

Stv. Pressesprecherin

Telefon: +49 211 6214-641

E-Mail: mailto:presse@vdi.de

Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/16368/5843331

OTS: VDI Verein Deutscher Ingenieure e.V.

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