30.06.2019 14:46:40

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neues deutschland: Weltwirtschaftsexperte kritisiert neoliberale

Ausrichtung des IWF

Berlin (ots) - Der Weltwirtschaftsexperte Rainer Falk kritisiert

anlässlich des 75. Jahrestages der Bretton-Woods-Konferenz die

neoliberale Ausrichtung des Internationalen Währungsfonds (IWF). "Die

Kreditvergabe wurde vom IWF mit neoliberalen wirtschaftspolitischen

Vorgaben verknüpft, die Sozialpolitik war zweitrangig, Kürzungen im

Bildungs- und Gesundheitssektor wurden zum Defizitabbau auferlegt",

erklärt Falk, der den Informationsbrief "Weltwirtschaft &

Entwicklung" herausgibt, im Interview mit dem "neuen deutschland"

(Montagausgabe). "Der Abbau des öffentlichen Sektors, die steigende

Arbeitslosigkeit und andere soziale Probleme brachten ganze

Gesellschaften in tiefe Krisen."

Am Montag jährt sich der Beginn der Bretton-Woods-Konferenz zum

75. Mal. Neben der Einführung des US-Dollars als Leitwährung

beschlossen die Teilnehmer damals die Gründung von IWF und Weltbank.

Seit der lateinamerikanischen Schuldenkrise in den 1980er Jahren

herrscht in den beiden Institutionen der sogenannte

Washington-Konsensus vor. Dieser besagt, dass klamme Länder im

Gegenzug zu IWF-Krediten harte austeritätspolitische Maßnahmen

Umsetzen müssen.

Falk zufolge wird diese Politik entgegen anderslautender

Ankündigungen weiterhin von der internationalen Institution verfolgt.

"Es wurde ein »Post-Washington-Konsensus« proklamiert, der eine

alternative Politik einleiten sollte", erzählt Falk. "De facto feiert

der Washington-Konsensus aber nach wie vor fröhliche Urständ."

Defizitreduzierung bei den öffentlichen Haushalten stehe heute ganz

oben an bei vielen Staaten, auch ohne dass mit dem IWF ein

Stand-by-Arrangement, also ein Bereitschaftskreditabkommen, getroffen

wurde. Liberalisierung sei der allgemeine Trend und Privatisierung

nach wie vor in Mode. "Man müsste noch als viertes Stichwort

Deregulierung hinzufügen. Auch das ist nach wie vor Praxis. Und in

Form politischer Bedingungen auch nach wie vor mit IWF-Krediten

verknüpft."

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