12.03.2024 11:02:38

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Pessimismus auf Rekordhoch: Internationale Investoren attestieren

Deutschland schwindende Stärken und sinkende Attraktivität

Berlin (ots) - Umfrage der KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft unter den 350

CFOs der größten deutschen Tochtergesellschaften internationaler Konzerne aus

den wichtigsten Investorenländern

46 % schätzen andere Länder und Regionen wachstumsstärker als Deutschland ein

und wollen in den kommenden fünf Jahren prioritär dort investieren

- Alle Standortfaktoren verschlechtern sich mit zunehmender Dynamik

- Größte Investitionshindernisse: Überbordende Bürokratie (61 %), hohe

Energiekosten (57 %) und mangelhafte Digitalisierung (44 %) führen, gefolgt

von ESG-Regulierung (35 %) und fehlender Technologieoffenheit (31 %)

- Zunehmende Skepsis gegenüber der politischen Stabilität Deutschlands: Nur noch

58 % zählen Deutschland zu den fünf stabilsten EU-Ländern (in 2021: 80 %)

- Forschungslandschaft kritischer eingeschätzt: Nur noch 43 % der Befragten

zählen Deutschland hier zu den Top 5 in der EU (Rückgang um 21 Prozentpunkte

im Vergleich mit 2017)

- Ambivalenter Zukunftsausblick: 52 % der Befragten sieht Geschäftschancen in

Deutschlands Transformationsbedarf, doch nur knapp jeder Dritte (27 %) will

tatsächlich investieren

Die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Deutschland ist in Gefahr. "Wir haben

zu lange von der Substanz gelebt und wichtige Reformen vernachlässigt. Aktuell

schätzt fast jeder zweite internationale CFO (46 %) andere Länder und Regionen

als wachstumsstärker ein. Neue Investitionen in den kommenden fünf Jahren werden

sie prioritär dort tätigen," sagt Andreas Glunz, Bereichsvorstand International

Business bei der KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft bei der Präsentation

der Studie "Business Destination Germany 2024 ".

Für diese befragte KPMG 350 CFOs der größten deutschen Tochtergesellschaften

internationaler Konzerne aus den wichtigsten Investorenländern. Untersucht

wurden die wichtigsten Faktoren des Wirtschaftsstandorts Deutschland im

EU-Vergleich. Nach 2017, 2019 und 2021 erfolgt die Befragung jetzt zum vierten

Mal. Dies ermöglicht wichtige Trendaussagen.

Danach rutscht die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt im EU-Vergleich

zunehmend ins Mittelfeld ab. So weist der KPMG-Standort-Index, in den 23

Standortfaktoren einfließen, nur noch einen Wert von +1,2 auf der Skala von +10

(Spitze im EU-Vergleich) bis -10 (Schlusslicht im EU-Vergleich) auf. Dies

entspricht einer Halbierung gegenüber dem Wert der Studie aus 2021 (+2,4). 2017

lag der Wert noch bei +3,1.

Standortfaktoren verschlechtern sich ausnahmslos

Die Nennungen Deutschlands als Spitzenreiter oder Top 5 EU-Land haben bei vielen

individuellen Standortfaktoren im Vergleich mit dem KPMG-Standort-Index 2021

zudem massiv abgenommen: Politische Stabilität (-22 Prozentpunkte),

Arbeitsproduktivität (-17 Prozentpunkte) und logistische/physische Infrastruktur

(-16 Prozentpunkte). Anders als noch vor zwei Jahren bewerten ausländische

Investoren auch solche Faktoren deutlich schlechter, die die Zukunftsfähigkeit

besonders nachhaltig beeinflussen und die bislang zu den ausgesprochenen Stärken

Deutschlands zählten: Forschungslandschaft (-13 Prozentpunkte) sowie

Innovationsfreundliches Umfeld (-8 Prozentpunkte).

Wo schneidet Deutschland am schlechtesten ab? Digitalisierungsgrad der

öffentlichen Verwaltung (-4,1) und digitale Infrastruktur (-2,0) sowie

Betroffenheit vom demografischen Wandel (-1,2)

Zu den größten Investitionshemmnissen zählt der unzureichende

Digitalisierungsgrad der öffentlichen Verwaltung. Jeder vierte internationale

CFO (25 %) nennt Deutschland als Schlusslicht. Weitere 36 % positionieren die

Bundesrepublik unter den fünf schwächsten Ländern im EU-Vergleich. Ähnlich

negativ wird die digitale Infrastruktur bewertet. Lediglich 11 % der

internationalen Investoren in Deutschland sehen diese noch unter den Top 5 in

der EU. Im Gegensatz dazu stufen 9 % sie als die schlechteste in der gesamten

Europäischen Union ein. Andreas Glunz: "Deutschland darf nicht länger in der

analogen, papierbasierten Welt gefangen bleiben. Angesichts hoher Volatilität

und Disruptionen muss Deutschland seine digitale Transformation beschleunigen,

um wieder wettbewerbsfähiger zu werden."

Die Demografie erschwert die Verfügbarkeit von Fach- und hochqualifizierten

Arbeitskräften. Nur knapp jeder vierte Befragte (23 %) sieht die Bundesrepublik

noch unter den Top-5-Standorten in Europa - ein Rückgang von 15 Prozentpunkten

gegenüber der "Business Destination Germany 2022"-Studie. Demgegenüber stehen 21

% der CFOs, die Deutschland unter den letzten fünf EU-Ländern einordnen. Weitere

8 % nennen den Standort sogar als Schlusslicht in Europa. Andreas Glunz : "Eine

Zuwanderung von 500.000 qualifizierten Arbeitskräften pro Jahr wäre nötig, um

den Fachkräftemangel in Deutschland auszugleichen. Aber viele der Zuwanderer

fassen im Arbeitsleben nicht Fuß oder verlassen das Land schnell wieder.

Hochqualifizierte Kräfte meiden Deutschland zunehmend. Wichtig wäre eine

modernisierte Einwanderungspolitik respektive eine Migrationsstrategie, die

integrations-, produktivitäts- und bedarfsorientiert ist."

Überbordende Bürokratie und hohe Energiekosten als größte Investitionshemmnisse

Umfang und Komplexität der Bürokratie bleiben ein großes Hindernis. 16 % der

internationalen Investoren sehen Deutschland als Schlusslicht im europäischen

Vergleich. Weitere 18 % bewerten den Standort als eines der schwächsten fünf

Länder. "Deutschland muss sich massiv entbürokratisieren ", so

KPMG-Bereichsvorstand Glunz. "Der Wirtschaftsstandort hat zu lange unter

chronischer Überregulierung gelitten."

Neben der Bürokratie kritisieren ausländische Investoren die festgefahrene

Energiewende. Besonders energieintensive Industrien sind durch die hohen

Energiekosten belastet. 38 % der befragten CFOs sehen Deutschland hier entweder

als Schlusslicht (15 %) oder unter den letzten fünf EU-Ländern (23 %). 13 % der

Befragten erwägen deshalb sogar eine Verlagerung ihrer Produktion aus

Deutschland ins Ausland. Bei den befragten US-Unternehmen zieht dieses sogar

knapp jedes Vierte (24 %) in Betracht.

Ausländische CFOs bezweifeln zunehmend politische Stabilität in Deutschland

Während 2021 eine große Mehrheit (80 %) der Befragten Deutschland hinsichtlich

seiner politischen Stabilität zu den fünf attraktivsten Ländern in der EU

zählten, waren es Ende 2023 nur noch 58 %. 13 % sehen Deutschland mittlerweile

sogar unter den schwächsten fünf Nationen. 2021 waren es gerade einmal zwei

Prozent.

Kritik an mangelnder Offenheit für ausländische Investoren und zu wenig

Förderung und Anreize für Unternehmensansiedlungen

Internationale Investoren fühlen sich am Standort Deutschland weniger willkommen

als noch vor zwei Jahren. Dies zeigt sich an einer deutlich schlechteren

Bewertung der Offenheit für ausländische Investoren (-16 Prozentpunkte), einer

gesunkenen Ausrichtung auf deren Bedürfnisse (-13 Prozentpunkte) sowie eine

unzureichende Förderung und wenige Anreize für Unternehmensansiedlungen bzw.

-erweiterungen (-10 Prozentpunkte).

"Mehr als jeder fünfte internationale CFO zählt Deutschland bei seiner

Ausrichtung auf die Bedürfnisse internationaler Investoren zu den schwächsten

fünf Ländern (22 %) im EU-Vergleich. Um global erfolgreich zu sein, muss

Deutschland für internationale Investoren wieder deutlich attraktiver werden",

kommentiert Bereichsvorstand Andreas Glunz.

"Deutsche Unternehmen verlagern ihre Produktion zunehmend ins Ausland. Auch

internationale Investoren bewerten die Schwächen Deutschlands immer kritischer.

Diese Entwicklung ist alarmierend, da diese Unternehmen rund ein Fünftel der

deutschen Bruttowertschöpfung erwirtschaften. Damit steht die Zukunft des

Standorts auf dem Spiel. Um diese Negativtrends zu brechen und Deutschland

wieder an die Spitze in der EU zu führen, braucht es jetzt ein konzertiertes

Maßnahmenbündel. Die Forderungen des "Industrial Deals" nach einem Business Case

für Europa und Deutschland unterschreibe ich daher voll ", so Andreas Glunz von

KPMG.

52 % der ausländischen Investoren sehen in der Transformation Deutschlands große

Geschäftschancen

Positiv ist, dass mehr als jeder zweite der befragten internationalen CFOs (52

%) für sein Unternehmen Chancen in den großen Transformationsaufgaben

Deutschlands erkennt und daher in den kommenden fünf Jahren hierzulande

investieren will. Nur 7 % wollen ihre Präsenz in Deutschland verringern, 37 %

wollen sie steigern. Andreas Glunz : "Deutschland befindet sich in einem

Transformationsprozess nie gekannten Ausmaßes : Dazu zählen die Energiewende,

das Erreichen der Klimaneutralität, die Digitalisierung, die Überalterung der

Gesellschaft, die Verteidigungsfähigkeit des Landes und eine funktionierende

Infrastruktur. Für die Modernisierung des Standorts stehen milliardenschwere

Förderpakete zur Verfügung. Internationale Konzerne haben erkannt, dass dies

Chancen bietet und starten Mega-Investitionsprojekte."

Die Kernstandortfakten zentrale logistische Lage, hoher Lebensstandard,

öffentliche Sicherheit sprechen weiter für Deutschland - gehen aber ebenfalls

zurück

Im EU-Vergleich befindet sich Deutschland bei einem Großteil der

Standortfaktoren nach wie vor im oberen Mittelfeld. Die besten Bewertungen

erhält der Wirtschaftsstandort erneut bei den Faktoren Lebensstandard (72 %

zählen Deutschland zu den Top 5 in der EU; -9 Prozentpunkte ggü. 2021) sowie

öffentliche Sicherheit (69 %; -11 Prozentpunkte). Weiter attraktiv für

internationale Konzerne ist die logistische Lage Deutschlands im Herzen Europas.

Für 79 % der befragten internationalen CFOs schneidet die Bunderepublik hier

entweder als Spitzenreiter (20 %) respektive unter den Top fünf (59 %) ab.

Optimistischerer Ausblick auf die 5-Jahres-Perspektive

Für das laufende Jahr 2024 sind die Zukunftserwartungen der befragten

internationalen CFOs noch verhalten. Nur mehr als ein Drittel (37 %) geht davon

aus, dass ihre wirtschaftlichen Aussichten "viel besser" (2 %) oder "besser" (35

%) sein werden. Aber für die 5-Jahres-Perspektive erwarten 59 % der

ausländischen Investoren eine bessere oder viel bessere wirtschaftliche

Situation.

Auf unserer Themenseite (https://kpmg.com/de/de/home/insights/overview/business-

destination-germany.html) können Sie die Studie vorbestellen.

Über die Studie "Business Destination Germany 2024"

Zur Methodik: Für die Studie befragte das Meinungsforschungsinstitut Verian im

Auftrag der KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft in Deutschland telefonisch

350 CFOs privatwirtschaftlicher deutscher Tochtergesellschaften ausländischer

Mutterkonzerne, wobei jeweils nur die größte Tochtergesellschaft pro

Mutterkonzern angesprochen wurde. Jeweils mindestens 30 Tochtergesellschaften

stammen aus jedem der sieben größten Investorenländer der letzten Jahre:

Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden, der Schweiz, Österreich, China

sowie Japan. Für das größte Investorenland USA wurden 100 CFOs befragt.

Zusätzlich wurden insgesamt 40 Inbounds aus den nachfolgend wichtigsten

Investorenländern Brasilien, Dänemark, Finnland, Griechenland, Indien, Italien,

Schweden, Spanien sowie Südkorea befragt. Der Durchführungszeitraum lag zwischen

September und Dezember 2023.

Pressekontakt:

KPMG AG

Wirtschaftsprüfungsgesellschaft

Clemens Reisbeck, stellv. Leiter Unternehmenskommunikation

+49 89 9282 1722

mailto:creisbeck@kpmg.com

http://www.kpmg.com/de

Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/33170/5733320

OTS: KPMG AG

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