28.01.2022 20:01:38

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Wie ernst meint es die Fed?, Marktkommentar von Kai Johannsen

Frankfurt (ots) - Meint die Fed es ernst? Und vor allem: Wenn die

US-Währungs­hüter es ernst meinen - können sie den angekündigten Kurs in der

Geldpolitik nicht zuletzt aufgrund von eintretenden Marktwirkungen überhaupt in

den kommenden Monaten bzw. ein bis zwei Jahren durchhalten? Mit diesen Fragen

setzen sich Akteure an den Finanzmärkten nach der jüngsten Sitzung des

Fed-Offenmarktausschusses vom vorigen Mittwoch auseinander.

In Anbetracht einer hohen In­­fla­ti­ons­ra­te strebt die Fed nun zü­gig einen

strafferen Kurs in der Geldpolitik an, d.h. sie will den Leitzins von den

historischen Tiefs wegbewegen. Zudem will sie die über enorme Bondkäufe

aufgepumpte Zentralbankbilanz abmagern. Die Fed erklärte nach der

geldpolitischen Sitzung, eine Erhöhung der Zinsen sei jetzt bald angebracht.

Laut Notenbankchef Jerome Powell sind die US-Währungshüter bereit, eine

Straffung im März vorzunehmen, wenn die Bedingungen diesen Schritt erforderlich

machen. Im Laufe des Jahres dürften weitere Zinsanpassungen nach oben folgen. Es

gibt laut Powell ziemlich viel Spielraum zur Straffung, ohne die Erholung am

Arbeitsmarkt dabei in Gefahr zu bringen. Auf der jüngsten Sitzung ließen die

US-Notenbanker Schlüsselsatz noch unverändert in der Spanne von 0 bis 0,25

Prozent. Die Fed will im März auch den Bondkäufen ein Ende setzen.

Sogar 50 Basispunkte?

Viele Marktteilnehmer erwarten im März eine Leitzinsanhebung um einen

Viertelprozentpunkt. Das ist der Marktkonsens. Vereinzelt wird im Handel aber

auch mit einer stärkeren Straffung gerechnet, sollte die Teuerung in den USA

stärker anziehen. Die US-Notenbank ist derzeit mit dem stärksten Preisauftrieb

seit dem Beginn der achtziger Jahre konfrontiert. Mit einem Anstieg des

Preisniveaus von 7 Prozent liegt die Teuerung sehr weit über dem selbst

gesteckten Ziel der Fed von 2 Prozent. Die Covid-19-Krise sorgt für einen

Engpass bei vielen Materialien und Vorprodukten, zudem treiben die Energiepreise

die Teuerung erheblich an. Mancher Volkswirt schließt es deshalb nicht aus, dass

die Fed sogar um 50 Basispunkten erhöht. Eine solch starke Straffung gab es

zuletzt im Mai des Jahres 2000.

Es gibt im Markt nun durchaus Stimmen, die zumindest mal andeuten, dass die Fed

nicht einfach einen Durchmarsch in Sachen Straffung hinlegen wird. Die

Fed-Pressekonferenz beschleunigte die Verflachung der US-Treasury-Kurve. Powell

deutete an, dass ein aggressiveres Vorgehen erforderlich sein könnte, und

bekräftigte, dass der Leitzins das "primäre Mittel" zur Anpassung der

Geldpolitik bleibt, halten die Zinsstrategen der Commerzbank fest. Mit dieser

Pressekonferenz sei das Risiko gestiegen, dass die Fed mehr als viermal dieses

Jahr die Zinsen erhöhe, was inzwischen vollständig bis November eingepreist sei.

Sie führen aber weiter aus: "Die Fed sollte jedoch bedacht sein, den Abverkauf

bei Aktien und die Kurvenverflachung nicht noch stärker anzuheizen, da die Kurve

bereits viel flacher ist als zu Beginn der vergangenen Zinserhöhungen. Eine

schnellere Bilanzreduzierung bleibt ein Risiko, und Powell räumte ein, dass dies

ein 'relativ neues' Instrument sei, mit dem die Fed nur begrenzte Erfahrung

habe. In Anbetracht der enorm gestiegenen Verschuldung und der Anfälligkeit von

Aktien gegenüber steigenden Realrenditen dürfte der Renditeanstieg jedoch

gebremst werden", so die Experten der Commerzbank. Schließlich müsse die Fed

darauf achten, dass es nicht zu einer abrupten Verschlechterung der allgemeinen

Finanzbedingungen komme. Recht haben sie. Das wird der Fed vermutlich schnell

die Hände binden.

Und auch die Experten des Anleihegiganten Pimco sind vorsichtig und meinen, dass

das Ende der Fahnenstange schneller erreicht werden könnte als in früheren

Zinszyklen. Man geht nun davon aus, dass der Leitzins im März angehoben und

damit eine Serie von vier Zinserhöhungen im Jahr 2022 eingeleitet wird. Dann

fahren sie aber fort: "Obwohl der kurzfristige Zinspfad der Fed auf eine frühere

und schnellere Anhebung als Reaktion auf Inflationsrisiken hindeutet, erwarten

wir weiterhin, dass ein immer noch niedriger neutraler Zinssatz, eine größere

Zentralbankbilanz und ein allgemein höherer gesamtwirtschaftlicher Schuldenstand

das Endniveau dieses Zinserhöhungszyklus auf oder sogar unter dem im Jahr 2018

erreichten Niveau - also in einer Spanne von 2,25 bis 2,5 Prozent halten wird",

sagt Tiffany Wilding, US-Ökonomin bei Pimco. Demzufolge könnte im Markt in

Sachen Straffung derzeit vielleicht ein bisschen viel Optimismus vorhanden sein.

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