08.05.2020 18:46:41

OTS: Börsen-Zeitung / Wer von Corona profitiert / Analyse zu ...

Wer von Corona profitiert / Analyse zu Kursentwicklungen in der

Pandemie von Werner Rüppel

Frankfurt (ots) - Warren Buffett hat jüngst die Reißleine gezogen und sich bei

seinem Investmentvehikel Berkshire Hathaway von den Anteilen an allen vier

großen US-Airlines getrennt. Das Engagement sei ein "Fehler" gewesen, räumt der

legendäre Investor ein. Aber natürlich hatte auch ein erfahrener Altmeister wie

Buffett das Virus nebst Pandemie nicht auf der Rechnung. Und Corona verändert an

den Aktienmärkten einiges, wenn nicht fast alles. Die Karten werden jetzt völlig

neu gemischt. So fragt Buffett zum Beispiel, ob man künftig noch viele Flugzeuge

benötigt. Mit der Beantwortung dieser Frage fällt natürlich der Wert von

Flugzeugbauern wie Boeing oder Airbus.

Durch die Folgen von Corona haben etliche Aktiengesellschaften wie zum Beispiel

Lufthansa, Boeing, Airbus und u. a. auch etliche Autobauer und Zulieferer

massiv an Wert verloren. Viele Firmen kämpfen inzwischen schlichtweg ums

Überleben, was ohne staatliche Hilfe häufig nicht gelingen dürfte. Folglich

müssen Anleger vor Erwerb eines einzelnen Titels sehr genau hinsehen, inwieweit

das Geschäftsmodell durch Corona getroffen wird und wie viel Speck das jeweilige

Unternehmen auf den Rippen hat. Insbesondere Firmen, die schon vor Corona

Probleme hatten, droht wie zuletzt Vapiano die Insolvenz.

Aber es gibt am Aktienmarkt auch etliche Unternehmen, die von Corona

profitieren. Am deutschen Aktienmarkt hat sich der Kurs des Kochboxherstellers

Hellofresh im laufenden Jahr verdoppelt, während auch Drägerwerk (die

Beatmungsgeräte herstellt) und Teamviewer (das Softwareunternehmen ist auf

Homeoffice, Fernzugriff und Fernwartung spezialisiert) massiv zugelegt haben.

Mit einem Plus von rund 80% wartet auch die Shop Apotheke auf, bei der Kunden

online Medikamente einkaufen können.

An den internationalen Märkten haben vor allem die großen Technologiekonzerne

zulegen können. Allen voran Amazon, die jüngst ein neues Hoch erreicht haben.

Darüber hinaus sind Gesundheitsaktien, sogenannte Healthcare-Titel, in den

vergangenen Monaten gefragt gewesen, so dass der Sektor sich deutlich besser als

der Gesamtmarkt entwickelt hat.

Die Kursentwicklung der vergangenen Wochen ist allerdings nur ein Blick in den

Rückspiegel. Die Frage für Anleger lautet jetzt: Welche Unternehmen dürften auch

auf längere Sicht von den Auswirkungen der Pandemie profitieren, und bei welchen

Aktien bestehen Risiken? Dabei kristallisieren sich drei Punkte heraus. Erstens:

Qualität zählt. Es dürfte gefährlich sein, in die Biggest Loser zu investieren.

"Für einige Unternehmen, zum Beispiel aus dem Tourismus- und Luftfahrtbereich,

kommen die Liquiditätsspritzen möglicherweise zu spät", merkt Frank Fischer, CIO

von Shareholder Value, an. Anleger sollten seiner Ansicht nach daher vor allem

auf die Qualität des jeweiligen Geschäftsmodells schauen. Die Analysten von

Goldman Sachs stellen heraus, dass in erster Linie Unternehmen mit starken

Bilanzen profitieren werden. Auch für Fondsmanager Bert Flossbach sind bei der

Unternehmensauswahl ein stabiles Geschäftsmodell und eine solide Bilanz

entscheidend.

Zweitens hat der durch Corona bedingte Lockdown in der ganzen Welt zu einem

wahren Schub für Digitalisierung, Homeoffice und Online-Handel geführt. Davon

werden Tech-Unternehmen auch noch profitieren, wenn das Virus besiegt ist. Die

Analysten von Goldman Sachs und die anderer Häuser stufen daher den

Technologiesektor als den langfristigen Gewinner der Krise ein. Frank Engels,

Leiter des Portfolio-Managements bei Union Investment, erklärt: "Online-Handel,

Digitaltechnik, Software, Gesundheit gehören mittelfristig in jedes Portfolio."

Womit wir beim dritten Punkt sind: Die Pandemie dürfte nicht nur kurzfristig,

sondern auch mittel- und langfristig zu einer Aufwertung des Healthcare-Sektors

führen. Nach Meinung von Michael Nicol, Fondsmanager bei Kames Capital, dürften

Ausgabenkürzungen im Gesundheitssystem "wieder rückgängig gemacht werden", weil

die Wähler ein belastbares Sicherheitsnetz im Gesundheitswesen nicht zuletzt für

sich selbst forderten. Darüber hinaus kommt dem Gesundheitssektor laut Alex Gold

von Fidelity auch die zunehmende Alterung der Weltbevölkerung zugute.

Exportorientierte Branchen wie Autos werden indes auch langfristig nicht von

Corona profitieren, dürfte die Globalisierung doch eher zurückgehen. Goldman

Sachs favorisiert in Europa stattdessen Titel wie u.a. Roche, ASML, Nestlé, Novo

Nordisk oder SAP.

(Börsen-Zeitung, 09.05.2020)

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung

Redaktion

Telefon: 069--2732-0

www.boersen-zeitung.de

Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/30377/4592636

OTS: Börsen-Zeitung

Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!