17.05.2022 19:58:38

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Weiterer Rückschlag, Kommentar zur Adler Group von Helmut Kipp

Frankfurt (ots) - Die Wirtschaftsprüfer von KPMG Luxembourg zeigen dem Kunden

Adler Group die kalte Schulter. Sie haben kein Interesse mehr, die Bücher des

angeschlagenen Wohnungskonzerns unter die Lupe zu nehmen. Das allein schon ist

ein höchst ungewöhnlicher Vorgang. Das gilt erst recht, wenn man bedenkt, dass

Adler von dieser Entscheidung komplett überrascht wurde. Denn noch am Morgen

hatte das Unternehmen angekündigt, KPMG erneut als Abschlussprüfer

vorzuschlagen.

Für Adler Group ist das Ganze ein weiterer Rückschlag. Ein neuer Prüfer muss

sich erst einmal in eine komplexe Materie einarbeiten. Das kostet Zeit, was eine

zusätzliche Hürde für das Bestreben darstellt, ein uneingeschränktes Testat für

2022 zu erreichen. Zudem nährt der KPMG-Entscheid abermals Zweifel an Solidität

und Stabilität der Bilanz. Aktionäre und Bondhalter werden sich fragen, ob der

bisherige Prüfer womöglich aus Sorge vor der Entdeckung finanzieller Löcher

kalte Füße bekommen hat. Vor diesem Hintergrund mutet der Aktienkursrückgang von

12,5 % am Dienstag noch ziemlich verhalten an.

Sicher, das Verhältnis sowohl zur Luxemburger KPMG-Einheit, die dem

Jahresabschluss 2021 das Testat versagt hat, als auch zu den KPMG-Forensikern,

die den Sonderprüfungsbericht zu den Anschuldigungen des Shortsellers Fraser

Perring erstellt haben, ist stark angespannt. Beide sind verärgert, weil ihnen

nach eigener Überzeugung wichtige Informationen vorenthalten wurden. Das mag

einer Weiterführung der Mandatsbeziehung im Wege stehen.

Adler-Verwaltungsratschef Stefan Kirsten wiederum hat zusätzliches Öl ins Feuer

gegossen, als er öffentlich sein Missfallen über Teile des Sondergutachtens

artikulierte. Nur warum hat KPMG Luxembourg ihre ablehnende Haltung nicht im

Vorfeld an den Mandanten weitergereicht und ihn stattdessen ins offene Messer

rennen lassen? Das ist in der Tat ein irritierendes Vorgehen.

Womöglich spielen auch andere Aspekte eine Rolle. Der Wirecard-Skandal zeigt,

dass Wirtschaftsprüfern immense Haftungsrisiken drohen, falls ihnen

Bilanzmanipulationen verborgen bleiben. Dieser Gefahr will sich KPMG Luxembourg

offenbar nicht weiter aussetzen. Wobei festzuhalten bleibt, dass diese

Gesellschaft den Adler-Abschluss 2020 durchgewinkt hat. Spannend wird nun sein,

welche renommierte Adresse bereit ist, das heikle Mandat zu übernehmen. Denn die

KPMG-Entscheidung könnte andere abschrecken. Auf jeden Fall wird der neue

Wirtschaftsprüfer unter besonderer Beobachtung stehen.

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