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15.11.2022 20:29:38

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Vollbremsung, Kommentar zum Batteriehersteller Varta von Helmut Kipp

Frankfurt (ots) - Es ist erst wenige Jahre her, da hatte Varta ganz andere

Probleme als heute. Damals waren die kleinen Lithium-Ionen-Zellen für kabellose

Ohrhörer und Headsets so gefragt, dass der Batteriehersteller sich mächtig

strecken musste. Immer wieder wurden neue Investitionen in Fertigungskapazitäten

angekündigt, um die boomende Nachfrage bedienen zu können.

Seither hat sich die Marktlage radikal verändert. Chinesische Konkurrenten sind

auf dem Vormarsch und machen den Deutschen Marktanteile streitig. Varta hat ihre

Dominanz bei den aufladbaren Mini-Hochleistungszellen verloren und infolge des

zunehmenden Wettbewerbs Preissetzungsmacht eingebüßt. Zumal auf der

Abnehmerseite große Elektronikkonzerne wie Apple und Samsung sitzen, die wissen,

wie man Einkaufspreise niedrig hält. Zudem gehört der Nachfrageboom der

Vergangenheit an. Die Verbraucherstimmung ist schlecht, und hohe Inflationsraten

nagen an der Kaufkraft der Konsumenten, so dass die Nachfrage zurückgeht. Nun

sieht sich das Management sogar gezwungen, Stellen zu streichen und am

Produktionsstandort Nördlingen Kurzarbeit zu verhängen. Die Jahresprognose für

Umsatz und operativen Gewinn fällt noch bescheidener aus, und für 2023 zeichnet

sich nur eine mühsame Erholung ab.

Einschneidende Konsequenzen haben Verkaufsflaute und Preisdruck für die Finanz-

und Liquiditätsplanung. Denn der ohnehin negative freie Cashflow wird zusätzlich

belastet. Die Eigenkapitalquote ist binnen eines Jahres um mehr als 10

Prozentpunkte auf zuletzt 31 Prozent gesunken. Da liegt es nahe, dass Varta bei

den Investitionen auf die Bremse tritt. In einer Phase hoher Unsicherheit und

geringer Visibilität wäre es fahrlässig, hier in die Vollen zu gehen.

Schließlich weiß niemand, wie sich Energiekosten und Rohstoffpreise entwickeln

und wie die Lieferketten künftig funktionieren werden.

Bedenklich stimmt vor allem, dass Varta den Fabrikneubau für die Produktion von

E-Auto-Batterien stoppt. Offenbar ist die Resonanz unter den Autoherstellern und

anderen potenziellen Kunden so gering, dass dieser Schritt unausweichlich ist.

Weitergehen soll es erst, wenn verbindliche Kundenzusagen vorliegen. Bisher

beliefert Varta nur einen Premium-Autobauer - es soll sich um Porsche handeln.

Weitere Abnahmeverträge mit Autoherstellern gibt es nicht. Dabei sind die

E-Auto-Akkus eigentlich das Zukunftsversprechen des Batterieherstellers, auf dem

große Hoffnungen ruhen. Das Geschäft wird dafür eigens in einer separaten

Gesellschaft gebündelt. Doch nun steht die Tragfähigkeit des ganzen Projekts in

Frage.

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung

Redaktion

Telefon: 069--2732-0

www.boersen-zeitung.de

Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/30377/5371255

OTS: Börsen-Zeitung

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