08.02.2022 20:30:38
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OTS: Börsen-Zeitung / Ursula Langstrumpf, Kommentar zum EU-Halbleitergesetz ...
Ursula Langstrumpf, Kommentar zum EU-Halbleitergesetz von Stefan
Reccius
Frankfurt (ots) - EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen hat eine auf den
ersten Blick sehr einfache Rechnung aufgestellt. Sie will, dass Europas
Chiphersteller zu einem Global Player werden und ihren Weltmarktanteil bis 2030
von unter 10 Prozent auf 20 Prozent verdoppeln. "Da wir aber wissen", dozierte
von der Leyen, "dass sich die Nachfrage auf dem Weltmarkt in dieser Zeit
verdoppeln wird, müssen wir unsere Anstrengungen im Grunde vervierfachen." 2 mal
2 macht 4: Mit den Grundrechenarten kennt sich von der Leyen jedenfalls besser
aus als Pippi Langstrumpf.
Kreativer ist von der Leyen derweil mit ihrem Versuch, sich die Chipwelt zu
machen, widdewidde wie sie ihr gefällt. Die EU-Kommission will um die 45 Mrd.
Euro mobilisieren - wohlgemerkt an öffentlichen und privaten Investitionen. Es
handelt sich also nicht um ein pures Subventionsprogramm, auch wenn Brüssel mit
Staatshilfen von bis zu 100 Prozent für neuartige Chipfabriken winkt und für
sein Vorhaben sogar bislang sakrosankte Beihilferegeln schleift. Dieser Ansatz,
öffentliche Mittel als Hebel für und nicht anstelle von privatem Kapital
einzusetzen, ist zu begrüßen.
Allerdings relativiert dieser Umstand die kolportierten Summen, beispielsweise
im Vergleich zum gleichgerichteten Vorhaben der US-Regierung. Die Parallelen
sind offenkundig: So hat sich die EU-Kommission bei der geplanten Überwachung
von Lieferketten die US-Regierung zum Vorbild genommen. Bei den Summen kann sie
allerdings nicht Schritt halten: Washington hat 52 Mrd. Dollar ins Schaufenster
gestellt - allein aus der Staatskasse und für einen halb so langen Zeitraum.
Nicht nur die USA und Subventionsweltmeister wie China, Taiwan und Südkorea
jonglieren im Wettrüsten um die begehrten Kleinstbauteile mit astronomischen
Summen, sondern auch Investoren und Konzerne. Weltmarktführer Intel hat
angekündigt, je 20 Mrd. Dollar in neue Chipwerke in Ohio und in der EU zu
stecken. Auf amerikanischem Boden werden Chiphersteller bis 2025
zusammengenommen mindestens 80 Mrd. Dollar investieren, wie die US-Regierung
stolz mit Verweis auf den Branchenverband zu berichten weiß. Und TSMC aus Taiwan
steckt binnen drei Jahren 100 Mrd. Dollar in den Ausbau der Produktion.
Angesichts solcher Summen nimmt sich der European Chip Act geradezu bescheiden
aus. Von der Leyen hat sich mit dem Vorhaben aus guten Gründen gesputet. Damit
die europäische Schlüsselindustrie nicht bloß in ihrer Vorstellung aufblüht,
muss sich nun zeigen, dass die Strategie ein Vielfaches an privatem Kapital
mobilisieren kann.
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