20.04.2022 20:30:38

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Schlimmer geht immer, Kommentar zur Credit Suisse von Detlef Fechtner

Frankfurt (ots) - Die Aktie der Credit Suisse hat in Reaktion auf die jüngste

Beichte über zusätzliche Rückstellungen und Belastungen weniger als 2 Prozent

eingebüßt. Man könnte daraus den Schluss ziehen, dass die Nachrichten so schlimm

ja nicht gewesen sein können. Zudem könnte man die Ansicht vertreten, dass die

jüngsten Hiobsbotschaften geradezu harmlos erscheinen - im Vergleich mit dem

Desaster der Credit Suisse rund um Archegos, ihr Debakel mit Greensill, dem

Fiasko der Bank auf den Bermudas und dem Skandal rund um die "Suisse Secrets".

Ja, könnte man. Aber das wäre schon ein sehr schräger Blick auf die Dinge.

Denn dass der Aktienkurs am Mittwoch nicht noch tiefer gerutscht ist, hat

sicherlich damit zu tun, dass die Notierung in den zurückliegenden Monaten -

entgegen dem Branchentrend - bereits kräftig eingebüßt hat. Dass es bei den

jüngsten Nachrichten um weniger spektakuläre Probleme geht als in der

Vergangenheit, ist nicht wirklich beruhigend, sondern vielmehr alarmierend. Denn

es dokumentiert, dass der Finanzkonzern nicht nur einige spezifische Belastungen

zu bewältigen hat wie Archegos oder Greensill, sondern eben auch an vielen

anderen Stellen schwächelt. Ob bei seiner Beteiligung an der Vertriebsplattform

Allfunds, deren Wert korrigiert werden muss, ob im operativen Geschäft - wenn

das Management etwa gestehen muss, dass das Ergebnis schlicht auch "durch eine

geringere Geschäftstätigkeit" gelitten hat.

Die Tatsache, dass zu den alten Lasten nun neue alte Lasten (Rückstellungen für

Rechtsstreits vor mehr als zehn Jahren) und neue neue Lasten (Rückstellungen

wegen Kreditrisiken infolge des Ukraine-Kriegs) hinzukommen, dürfte das

Vertrauen in den Neuanfang im apostrophierten "Übergangsjahr" weiter erodieren

lassen. Analysten sorgen sich, dass sich die Lage der Bank weiter verschlechtern

könnte - schlimmer geht immer.

Aktionärsvertreter rebellieren zusehends gegen das Management. Dem wird

vorgeworfen, dass es nicht nur die Bank, sondern auch die Erwartungen am Markt

schlecht steuert. Konzernchef Thomas Gottstein hatte zuletzt von einem soliden

Geschäftsverlauf in den ersten zwei Monaten gesprochen. Zudem hatte er mit Blick

auf das Engagement in Russland beruhigt ("gut verwaltet", "geeignete Systeme, um

auf Risiken zu reagieren"). Die Führung der Bank muss aufpassen, dass sie sich

mit derlei Ansagen nicht in eine Spirale des "overpromising and underperforming"

begibt, die es ihr irgendwann unmöglich macht, das Vertrauen der Aktionäre

zurückzugewinnen.

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