21.03.2022 19:51:39

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Rekordhoch zu befürchten, Kommentar zum Ölpreis von Dieter Kuckelkorn

Frankfurt (ots) - Der Ölpreis hat aufgrund des Ukraine-Kriegs und der westlichen

Sanktionen gegen Russland bereits eine besorgniserregende Achterbahnfahrt hinter

sich. Brent Crude kletterte auf ein Elfjahreshoch von mehr als 139 Dollar je

Barrel, um dann kurzzeitig wieder unter die Marke von 100 Dollar zu fallen. Seit

vergangenem Mittwoch hat der Preis nun wieder mehr als 15 % auf fast 115 Dollar

zugelegt.

Auslöser des jüngsten Anstiegs ist die Absicht der Regierungen der EU, nun auch

noch die Einfuhr russischen Erdöls zu verbieten. Die Europäer würden damit den

USA folgen, deren Boykott nach Einschätzung von Branchenkennern allerdings

löchrig ist. Es ist keineswegs sicher, dass die USA ab April wirklich auf das

von ihnen benötigte schwere russische Öl der Sorte Urals verzichten. Daher haben

die Akteure am Ölmarkt auch gelassen reagiert, als Biden die Entscheidung

verkündete.

Was die Absichten der EU betrifft, sind sich die Marktteilnehmer hingegen

angesichts der Verhärtung der Fronten schon sicherer, dass es zu einem harten

Boykott russischen Öls kommen könnte. Es ist daher wahrscheinlich, dass der

Ölpreis kurzfristig wieder auf Niveaus oberhalb von 120 Dollar klettern wird,

was den europäischen Volkswirtschaften, aber auch den USA im gegenwärtigen

Umfeld stark zu schaffen machen wird. Den Ölverbrauchern droht aber noch mehr

Ungemach. Die Europäer haben der überwältigenden militärischen Übermacht

Russlands und damit der Niederlage der ukrainischen Seite in dem Krieg nichts

entgegenzusetzen. Einer direkten Konfrontation mit Russland geht die Nato aus

gutem Grund aus dem Weg, da sie zu einem Atomkrieg führen könnte. Zum damit

unausweichlichen militärischen Ende des Kriegs in wenigen Wochen wird der Druck

auf die EU-Regierungen stark zunehmen, wenigstens bei den wirtschaftlichen

Sanktionen alles herauszuholen, was nur möglich ist. Ob dabei die

schwerwiegenden Folgen für die eigenen Volkswirtschaften der EU und die

weltweite Versorgung mit Rohstoffen und Lebensmitteln hinreichend berücksichtigt

werden, ist keineswegs sicher, da in derart dramatischen Situationen schnell

jedes Maß verloren gehen kann.

Der Ölpreis könnte damit leicht über das bisherige Allzeithoch von 147,50 Dollar

klettern. Stark in Mitleidenschaft gezogen würden aller Voraussicht nach auch

die Märkte für Industriemetalle und Agrarrohstoffe und genauso der europäische

Gasmarkt, dessen jüngster Preisrückgang sich ebenfalls als wenig nachhaltig

herausstellen dürfte.

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