10.05.2022 20:30:38

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Mit Signalwirkung, Kommentar zur Abschaffung der Strafzinsen durch die

ING von Tobias Fischer

Frankfurt (ots) - Die ING geht voraus und schafft das Verwahrentgelt quasi ab,

obwohl eine Zinswende in Europa nur antizipiert wird. Im Juli dürfte die

Europäische Zentralbank angesichts der hohen Inflation die Zinsen erhöhen, wird

spekuliert. Sicher ist das aber nicht, und selbst wenn, ist unklar, wie kräftig

der Zinsschritt ausfällt und ob weitere folgen. Umso bemerkenswerter ist die

frühe Festlegung der ING. Sie dürfte Signalwirkung haben.

Zwar hatte bereits die Oldenburgische Landesbank als Vorreiterin vor rund drei

Wochen die Freigrenzen für Einlagen von Privatkunden, ab denen 0,50 Prozent

Strafzinsen fällig werden, angehoben. Doch als Regionalbank fehlt ihr das

Gewicht, das eine der größten deutschen Banken mit mehr als 9 Millionen Kunden

aufbringt. Die ING erwartet nach Drosselung der Einlagenzuflüsse nun wieder

verstärkte Zuflüsse. Was Banken landauf, landab versucht haben, die Kundschaft

davon abzuhalten, ihr Geld auf schnöden Konten anzulegen, verkehrt sich

perspektivisch ins Gegenteil.

Sparkassen und Banken la­mentierten einerseits zu Recht, dass sie

Einlagenüberschüsse, die sie nicht als Kredite ausgereicht oder vernünftig

angelegt bekommen, bei der Notenbank zu Minuszinsen zu parken ge­zwungen sind.

Andererseits sind ihnen aber auch Freibeträge eingeräumt und dank der

Refinanzierungsgeschäfte TLTRO III der EZB teils erkleckliche Zinseinnahmen

beschert worden. Derlei (Teil-)Kompensationen hin oder her, der Unmut über die

Strafzinsen, Verwahrentgelte, Negativzinsen oder wie auch im­mer der von Banken

an ihre Kundschaft weitergereichte Zinssatz der EZB-Einlagefazilität von minus

0,50 Prozent genannt wird, wird auf fast jeder Pressekonferenz überdeutlich. Die

"liebevolle Um­armung der Kunden" nehme den Instituten zunehmend

be­triebswirtschaftlich die Luft zum Atmen, kommentierte etwa

Sparkassenpräsident Helmut Schleweis einst.

Auch wenn angesichts einer langsamen Zinswende mit dem unliebsamen Geldzufluss

in ab­sehbarer Zeit Schluss sein mag, ganz aus dem Schneider sind die Institute

dann noch nicht. Weil die Kreditzinsen üblicherweise mit einer Zinsbindung von

bis zu 15 Jahren festgeschrieben sind, und das zu niedrigen Sätzen, gleichzeitig

aber der Druck hoch ist, die Einlagenzinsen rasch anzuheben, dürfte sich die

Zinsmarge zunächst weiter einengen, statt sich zu verbreitern. Das ändert sich

natürlich mit der Zeit, wenn Zinsbindungen ab­laufen und Verträge - dann zu

höherem Zins - angepasst werden. Aber bis dahin gehen Jahre ins Land. Bevor es

besser wird, kann es zumindest für einige Institute erst schlechter werden.

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