05.04.2022 20:30:38
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Koalition der Verlierer, Kommentar zur Aareal Bank von Bernd Neubacher
Frankfurt (ots) - Sie wollen es wissen: Rund zwei Monate nachdem sie mit ihrem
Plan einer Übernahme der Aareal Bank gescheitert sind, starten die
Finanzinvestoren Centerbridge und Advent einen neuen Anlauf, diesmal mit den
Aktionärsaktivisten Teleios Capital und Petrus Advisers, dem britischen
Hedgefonds Talomon sowie dem tschechischen Investor Daniel Kretínský im
Schlepptau. Weil ihre Bietergesellschaft sich damit vorab Zugriff auf 37 Prozent
der Stimmrechte gesichert hat, sollte es nicht verwundern, wenn sie diesmal zum
Zuge käme und die bundesweit erste Übernahme eines börsennotierten
Finanzinstituts durch Private Equity verzögert perfekt machen würde.
Es ist eine Koalition der Verlierer. Denn nach aufwendigen Vorbereitungen waren
Centerbridge und Advent im vergangenen Herbst mit dem Anspruch angetreten, dass
eine Mindestannahmequote von 70 Prozent für ein Angebot von ursprünglich noch 29
Euro je Aktie ihnen und dem Management den Rücken stärkt bei dem Vorhaben, den
Immobilienfinanzierer nach ihren Vorstellungen zu formen. Nun ist von höchstens
60 Prozent Zustimmung zu einem Gebot von, trotz Ukraine-Kriegs, inzwischen 33
Euro je Aktie die Rede. Vor allem aber hat sich Private Equity das Wohlwollen
von Teleios und Petrus sichern müssen, die sich bisher vehement für eine
Abspaltung der Aareal-Software-Tochter Aareon einsetzen. Um einen solchen
Spin-off zu verhindern, hatte Aareal 2020 aber eigens Advent als langfristigen
Partner von Aareon präsentiert und mit 30 Prozent an der IT-Tochter beteiligt.
Teleios und Petrus wiederum müssen sich in die Einsicht fügen, dass ihr 2019
bzw. 2020 gestarteter Vorstoß, ihre Agenda durchzusetzen, nun mit einem Anteil
ohne Stimmrechte an der Bietergesellschaft landet - am Katzentisch von Private
Equity.
Wie lange dieser Burgfrieden hält, wird eher in Monaten denn in Jahren zu zählen
sein: auf der einen Seite Finanzinvestoren, die den Aktivisten misstrauisch
begegnen, auf der anderen Seite Akteure wie Petrus, die in den vergangenen
Monaten etwa "Scheitern heißt Advent/Centerbridge" dekretierten, wenn sie nicht
gerade dem Vorstand der Aareal Bank rechtliche Schritte androhten oder gar die
Rechtmäßigkeit der Stimmenauszählung auf der Hauptversammlung in Zweifel zogen.
Man begrüße, dass die Bieterin ihr Angebot "deutlich erhöht" habe, sagt
Petrus-Manager Klaus Umek zur um gerade einmal 6 Prozent oder 2 Euro
verbesserten Offerte, deren Aufstockung mit Berücksichtigung der Dividende auf
rund 1 Prozent schrumpft. So hören sich Verlierer an. Der jüngste Kurssprung
zeigt, dass der Markt ihnen folgt.
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