07.09.2021 20:30:38
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Hoffnungswerte, Kommentar zur Deutschen Telekom von Heidi Rohde
Frankfurt (ots) - Werte schaffen durch ein aktives Portfoliomanagement ist das
Mantra, das die Telekom unter Führung von Tim Höttges mit einer Reihe
eindrucksvoller M&A-Transaktionen untermauert hat. Dabei ist es oft gelungen,
angestaubtes Inventar zu Tafelsilber aufzumöbeln - Ausnahmen bestätigen die
Regel, wie die EE-Transaktion gezeigt hat. Der Verkauf von T-MobileNL zum nahezu
neunfachen operativen Ertrag ist sicher ein Glanzstück, auch im Hinblick auf das
Timing, denn der ohnehin mörderische Wettbewerb in den Niederlanden dürfte sich
künftig eher verschärfen.
Überdies hat die Telekom bei der Reallokation der Mittel mehr strategischen
Ehrgeiz bewiesen als Wettbewerber, die Milliardenerlöse - beispielsweise aus dem
Verkauf von Tower-Assets - großteils direkt in den Schuldenabbau fließen ließen.
Davon zeigten sich auch deren Aktionäre ziemlich unbeeindruckt, wie sich am
Vodafone-Kurs ablesen lässt, der nach dem Vantage-IPO ein Strohfeuer entfachte
und inzwischen wieder zurückgekommen ist. Die Hoffnung, damit Werte in der
Bilanz zu heben, um auch die eigene Bewertung an der Börse zu steigern, hat
getrogen - wieder einmal.
Dies lässt auch die Entscheidung der Telekom, ihre nach Überzeugung vieler
Experten unterbewertete Aktie als Währung einzusetzen, um der Mehrheitsschwelle
bei ihrer wachstums- und ertragsstarken US-Tochter auf einen Schlag ein ganzes
Stück näher zu kommen, in weniger trübem Licht erscheinen. Die Idee, der T-Aktie
zunächst durch einen größeren bilanziellen Befreiungsschlag, wie den Verkauf der
eigenen Funktürme, zu einem deutlichen Kurssprung zu verhelfen und sie dann
später als höherwertige Akquisitionswährung einzusetzen, hat wenig
Überzeugungskraft. Das lehrt bisher alle Erfahrung.
Dennoch bleibt es eine erkennbar gewaltige Aufgabe, den Wertzuwachs der
US-Tochter seit Ankündigung des Mergers mit Sprint, der für den Telekomanteil
allein 35 Mrd. Euro ausmacht, in den Börsenwert der T-Aktie zu übersetzen. Der
ist seither nur um rund die Hälfte, nämlich 17 Mrd. Euro gestiegen. Der mit
Softbank vereinbarte Premiumpreis von 20 Euro je Aktie für die neuen Titel der
Telekom reflektiert die Bewertungslücke zumindest teilweise. Allerdings hat im
Aufsichtsrat des Bonner Konzerns nun neben dem Bund ein weiterer Großaktionär
Gewicht und Stimme. Es wird sich zeigen, ob der umtriebige japanische
Technologieinvestor mehr bewirkt als der einst ebenfalls mit der Aussicht auf
Kurspotenzial eingestiegene Finanzinvestor Blackstone.
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