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20.09.2021 21:14:38

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Gefährliches Spiel / Kommentar von Mark Schrörs zur Kritik von

Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet an der EZB-Geldpolitik

Frankfurt/M. (ots) - Es gibt viele Gründe, das Ende des erschreckend

inhaltsleeren und oft bedenklich niveauarmen Bundestagswahlkampfes

herbeizusehnen - auch wenn damit der Tag der Entscheidung, die viele Bürger

nicht zu Unrecht nur noch als Wahl des kleinsten Übels wahrnehmen, keineswegs

leichter wird. In den vergangenen Tagen hat sich nun ein weiterer Grund

dazugesellt: die Kritik und Polemik vor allem seitens der Union an der und gegen

die Europäische Zentralbank. Sicher kann man vieles an der EZB-Politik

kritisieren. Mit populistischen Attacken im Wahlkampf ist aber niemandem

gedient.Unionskanzlerkandidat Armin Laschet zeigte sich nun "alarmiert", dass

die derzeit hohe Inflation den Wert von Ersparnissen, Renten,

Lebensversicherungen und Bausparverträgen "massiv" schmälere. Kurz zuvor hatte

CDU-Politiker Friedrich Merz sogar lautstark eine Abkehr vom ultralockeren Kurs

gefordert, falls sich die höheren Preise festsetzen sollten. Und bereits vor

einigen Wochen hatte der CDU-Wirtschaftsrat wegen des EZB-Negativzinses gegen

eine "schleichende Enteignung" der Bürger gewettert.

Nun ist es wahrlich nicht so, dass die EZB über alle Kritik erhaben wäre. Im

Gegenteil: So richtig vieles von dem war, was sie in der Coronakrise getan hat,

so angemessen wäre es jetzt, den Ausstieg aus dem Krisenmodus anzugehen - gerade

wegen der Risiken dieser Politik. Da tut sich die EZB allzu schwer.

Besorgniserregend ist auch die nach außen getragene Gelassenheit, dass der

Inflationsanstieg nur temporär sei und keine Gefahr darstelle. Vieles spricht

für dieses Szenario, aber eine einseitige Fixierung auf eine eher zu niedrige

Inflation ist verfehlt. Fragwürdig ist zudem, wenn die EZB deutschen Kritikern

vorwirft, Angst vor Inflation zu schüren. Sie muss solche verbreiteten Sorgen

ernst nehmen.

Die deutsche Politik ihrerseits sollte aber aufpassen, was sie wie kritisiert -

und wann. Auch wenn die Corona-Notfallanleihekäufe zunehmend aus der Zeit

gefallen erscheinen, ist selbige noch nicht reif für Zinserhöhungen. Zur ganzen

Wahrheit gehört zudem, dass die Deutschen nicht nur Sparer sind, sondern auch

Arbeitgeber, Steuerzahler oder Kreditnehmer - und als solche profitieren sie von

den niedrigen Zinsen. Auch der deutsche Staat ist ein großer Profiteur, und er

hätte die Bürger längst an diesem Vorteil partizipieren lassen können. Vor allem

aber hat das entschlossene Handeln der EZB in der Coronakrise, wie in früheren

Krisen auch, der Politik manche unpopuläre Entscheidung erspart. Da sollte sich

Berlin ehrlich machen. Wer im Wahlkampf die EZB als Prügelknaben hernimmt,

betreibt nur das gefährliche Spiel der Euro- und Europa-Gegner.

(Börsen-Zeitung, 21.09.2021)

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