21.04.2022 20:40:38

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Eine Machtfrage, Kommentar zu den Autozulieferern von Joachim Herr

Frankfurt (ots) - Continental muss den stark gestiegenen Preisen für Material

und Energie Tribut zollen. Die Umsatzrendite erwartet der Autozulieferer in

diesem Jahr nun deutlich niedriger, als es das Unternehmen erst vor sechs Wochen

in Aussicht gestellt hatte. Und das, obwohl auch schon Anfang März die

wirtschaftlichen Folgen des furchtbaren Kriegs in der Ukraine zu erkennen und zu

spüren waren. Das ist ein Hinweis darauf, dass sich die Lage nicht nur für

Continental, sondern wohl auch für andere Autozulieferer in kurzer Zeit deutlich

verschlechtert hat.

In krassem Gegensatz dazu steht die Rekordrendite von Tesla. Und auch

Mercedes-Benz wird in der nächsten Woche voraussichtlich eine Ergebnismarge auf

hohem Niveau präsentieren, wenngleich Tesla mit erheblichem Vorsprung weit vorn

fährt.

Im Vergleich mit den Zulieferern haben die Autohersteller einen entscheidenden

Vorteil: Sie können höhere Preise leichter an ihre Kunden weitergeben - gerade

in einer Zeit, in der es noch immer an Halbleitern mangelt und Fahrzeuge zu

einem so knappen und begehrten Gut wie selten zuvor geworden sind.

Den Zulieferern fehlt eine solche Macht, um höhere Preise durchzusetzen. Mit

ihren Kunden mussten sie schon immer hart verhandeln. Continental kann die stark

gestiegenen Kosten für Rohstoffe, Material, Energie und Transport nicht

vollständig abwälzen. Das lässt sich an der Prognosekorrektur ablesen, denn der

Konzern rechnet nun mit etwas mehr Umsatz als bisher, obwohl die Erwartung für

die globale Autoproduktion gesenkt wurde. Der Preiseffekt gleicht zwar den

Mengeneffekt teils aus, aber er ist zu gering, um die Marge stabil zu halten.

Die Kostensteigerungen konnten die Unternehmen im vergangenen Jahr zum Teil noch

dank Verträgen mit Laufzeiten von einem Jahr auffangen. Das ist jetzt aber

wesentlich schwieriger geworden. Zudem steigt der Druck von allen Seiten auf die

Zulieferer. Auch ihre Lieferanten setzen alles daran, höhere Preise

weiterzugeben. So führen Stahlanbieter trotz Preisbindungen Nachverhandlungen.

Und nicht jedes Unternehmen hat sich so vorteilhaft mit Absicherungsgeschäften

gewappnet, dass es jetzt wie Volkswagen mit einem Geldregen davon profitiert.

Auf teure Rohstoffe und Energie muss sich die gesamte Indus­trie für längere

Zeit einstellen. Gefragt sind mehr Effizienz und - wo es möglich ist - ein

Ausweichen auf eine günstigere Alternative. Das ist die positive Seite jeder

Krise: Sie fördert und beschleunigt Innovationen.

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