14.01.2021 20:46:38
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Der Anti-Ghosn, Kommentar zur neuen Strategie von Renault von Gesche
Wüpper
Frankfurt (ots) - Der Unterschied zu seinem Vorgänger könnte nicht größer sein.
Statt wie Carlos Ghosn vollmundig ehrgeizige Ziele zu verkünden und später
Entschuldigungen zu finden, warum diese nicht eingehalten werden konnten,
stapelt der neue Renault-Chef Luca de Meo lieber tief. Der von ihm präsentierte
Strategieplan ähnelt dem Programm, mit dessen Hilfe Carlos Tavares die
Opel-Mutter PSA von 2014 an wieder auf die Erfolgsspur gebracht hat. Damals
reagierten Investoren zunächst verschnupft, da sie den Plan von Tavares zu
vorsichtig und nicht ambitioniert genug fanden. Inzwischen jedoch wird er in der
Branche von vielen als Vorbild gelobt.
De Meo distanziert sich mit seinem Plan bewusst von Ghosn - und das ist auch gut
so. Denn der hat den Autobauer mit der durch seine Verhaftung und anschließende
Flucht ausgelösten Affäre in eine tiefe Krise gestürzt und die Allianz mit den
japanischen Partnern auf eine harte Probe gestellt. Die von dem neuen
Renault-Chef relativ unverblümte Kritik an der Massenpolitik Ghosns dürfte
Balsam auf deren Seelen sein. Das wiederum wird der Automobilgruppe helfen,
endlich mit dem schmerzhaften Kapitel abzuschließen und nach vorn zu schauen.
Die operative Marge Renaults soll nun bis 2023 wieder auf mehr als 3 Prozent
steigen, bis 2025 auf mehr als 5 Prozent. Gleichzeitig soll der kumulierte
operative Free Cash-flow der Automobilsparte 2021 bis 2023 rund 3 Mrd. Euro
betragen, 2021 bis 2025 dann rund 6 Mrd. Euro. Das klingt nicht gerade
spektakulär. Doch angesichts der schwierigen finanziellen Lage, in der sich
Renault befindet, tut de Meo gut daran, realistische Ziele zu stecken und nicht
das Blaue vom Himmel zu versprechen. Immerhin musste der Automobilkonzern im
ersten Halbjahr 2020 einen operativen Bargeldmittelabfluss von 6,38 Mrd. Euro
verkraften, während die operative Marge auf minus 6,5 Prozent einbrach.
Mit seinen konservativen Zielen tritt de Meo jedoch nicht nur aus dem Schatten
seines einst gefeierten Vorgängers Ghosn, er reagiert damit auch auf das Umfeld,
das sich für die Branche nicht nur wegen der Covid-19-Pandemie grundlegend
gewandelt hat. Renault steckt genau wie PSA, als Tavares 2014 seinen ersten
Strategieplan präsentierte, tief in den roten Zahlen. Dennoch sind die
Grundvoraussetzungen verschieden, da de Meo nun nicht nur die strukturellen
Schwächen Renaults ausgleichen, sondern auch Antworten auf den Wandel finden
muss, vor dem die Branche steht. Nur dann wird der Autobauer künftig vorn
mitfahren können.
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