06.09.2021 20:30:38
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Bremser gegen Beschleuniger, Kommentar zur IAA von Sebastian Schmid
München (ots) - Die Internationale Automobilausstellung, die erstmals in München
gastiert, richtet stärker denn je den Blick in die mittelfristige Zukunft. Zwar
werden auch zahlreiche aktuelle Modelle wie der Mercedes EQE vorgestellt. Der
Blick geht aber bereits stärker in Richtung Mitte des Jahrzehnts und darüber
hinaus. Viele Unternehmen präsentieren ihren Entwicklungsstand beim
vollautonomen Fahren oder zeigen Studien von E-Autos der nächsten Generation
bzw. Technologien, die in diesen Autos zum Einsatz kommen sollen.
Die Hersteller sind sich mittlerweile weitgehend einig, dass an der
Elektromobilität kein Weg vorbeigeht. Marktbeobachter erwarten teils sogar,
dass der Abschied vom Verbrenner noch viel schneller kommen könnte als von der
Politik avisiert - falls die Infrastruktur schnell genug ausgebaut werden kann.
Allerdings gibt es durchaus auch Bremser, die nicht nur die Kosten der
Transformation fürchten, sondern vor allem deren Geschwindigkeit.
So erwartet der Getriebespezialist ZF eine Zukunft für den Plugin-Hybrid weit
über 2030 hinaus, wie der Vorstandsvorsitzende Wolf-Henning Scheider am Montag
erklärte. Andere große deutsche Zulieferer sehen das ähnlich. Allerdings müssen
sie sich ein wenig fühlen wie einsame Rufer in der Wüste. Komplex, schwer und
teuer - das Kombisystem aus Verbrenner und Elektromotor erscheint vielen
Experten schon heute aus der Zeit gefallen. Daimler plant nicht mehr mit der
Weiterentwicklung der Plugin-Hybriden. Neben den Regulierern sind auch die
Kunden ein Problem für den Zwitter-Antrieb. Sie tun sich schwer, die Fahrzeuge
mit einem möglichst hohen Stromanteil zu bewegen.
Einen chancenlosen Kampf führt derweil offenbar Italiens Sportwagenindustrie.
Laut Bloomberg soll die italienische Regierung in Brüssel vorstellig geworden
sein, um eine Ausnahme vom Verbrenner-Aus für die PS-Könige von Ferrari und Co.
zu erbitten. Vertreter der deutschen Wettbewerber bezeichneten den Vorschlag als
absolut "grotesk". Tatsächlich könnte eine solche Ausnahmeregelung der Todesstoß
für eine beschleunigte Elektrifizierung der Autoindustrie sein. Denn warum
sollten sich die Hersteller deutlich günstigerer Fahrzeuge dann noch an die
strikten Vorgaben gebunden sehen und nicht dagegen klagen? Der Kampf um das
Tempo der Transformation lässt sich nicht nur bei den Protestaktionen in der
Münchener Innenstadt beobachten. Auch auf der Messe selbst duellieren sich
Bremser und Beschleuniger der Elektrifizierung, wenn auch weniger plakativ.
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