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03.01.2017 20:36:42

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Börsen-Zeitung: Zeit zum Umdenken, Kommentar zur Inflation von Mark

Schrörs

Frankfurt (ots) - Die Inflation meldet sich zurück: In Deutschland

hat sich die Teuerungsrate Ende 2016 überraschend auf 1,7 Prozent

mehr als verdoppelt. Und auch für Euroland dürfte Eurostat heute

einen starken Anstieg von 0,6 Prozent auf 1,0 Prozent oder gar mehr

vermelden. Nun besteht deshalb noch lange kein Grund, gleich

Inflationspanik zu schieben. Der Europäischen Zentralbank (EZB) aber

sollte das Anlass zum Nachdenken geben - "food for thought", wie es

so schön heißt.

Hinter dem Inflationsanstieg stecken vor allem die Energiepreise,

weil der vormalige, lange dominante Ölpreisverfall aus der Statistik

herausfällt. Der inländische Preisauftrieb bleibt dagegen gedämpft.

Der Anstieg der Teuerung wird sich also kaum auf Dauer in dieser

rasanten Weise fortsetzen, und dass die Inflation außer Kontrolle

gerät, steht aktuell auch eher nicht zu befürchten. Dennoch zeigt

sich, dass die Inflation eben keineswegs so mausetot ist, wie zuletzt

mancher "Experte" glauben machen wollte. Die Zeit, in der die einzige

Sorge der EZB eine zu niedrige Inflation war, geht definitiv zu Ende.

Die EZB muss zudem umdenken, weil die Risiken von Negativzinsen

und Anleihekäufen, vor allem für die Finanzstabilität, immer weiter

zunehmen - wenn sie nicht längst dominieren. EZB-Direktoriumsmitglied

Benoît Coeuré hat zum Jahreswechsel im Interview der Börsen-Zeitung

gesagt, eine Diskussion über die Normalisierung der Geldpolitik sei

nötig - auch wenn er zu Vorsicht mahnte. Tatsächlich ist es dafür

allerhöchste Zeit. Sollte die EZB bei weiter anziehender Inflation

und sich fortsetzender Wirtschaftserholung an ihrem eingeschlagenen

Kurs festhalten und von April bis Dezember 2017 unbeirrt weitere 60

Mrd. Euro pro Monat ins System pumpen, geriete sie wohl arg "hinter

die Kurve", wie es im Notenbanksprech heißt. Die EZB-Granden scheuen

derzeit jedes Signal für einen Einstieg in den Ausstieg wie der

Teufel das Weihwasser - aber sie müssen sich dafür wappnen und die

Märkte darauf vorbereiten.

Oder geht es den Euro-Hütern klammheimlich darum, zeitweise eine

Inflation von mehr als 2 Prozent zu erzielen - quasi als Ausgleich

für die Jahre lang unter diesem Zielwert liegende Rate? Dieser auch

vom Internationalen Währungsfonds propagierten Idee darf die EZB

nicht erliegen. Es ist das eine, nicht gleich auf ein Überschießen

des Ziels zu reagieren, wenn die zugrunde liegenden Faktoren das

nahelegen und dieser Trend absehbar vorübergehend ist. Es ist aber

etwas ganz anderes, ein Überschießen ganz bewusst anzuvisieren. Das

wäre ein hochriskantes Spiel mit den Inflationserwartungen - und der

ohnehin arg ramponierten Reputation der EZB.

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Telefon: 069--2732-0

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