23.04.2015 20:40:39

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Börsen-Zeitung: Zahltag, Kommentar zur Deutschen Bank von Bernd

Neubacher

Frankfurt (ots) - Nur ein kleines Milliärdchen fehlt noch, dann

hat es die Deutsche Bank geschafft - das Kunststück, in den knapp

drei Jahren seit Antritt ihrer Co-Chefs Jürgen Fitschen und Anshu

Jain Rechtskosten aufzutürmen, deren Umfang die rund 10 Mrd. Euro

schwere Kapitalerhöhung im vergangenen Jahr komplett absorbiert.

Allein mit der Rekordstrafe, auf die sich das Institut nun im

Zinsskandal mit den Behörden geeinigt hat, sind 2,3 Mrd. Euro hinzu

gekommen. Angesichts Tausender weiterer Rechtsstreitigkeiten muss man

sagen: Da geht noch was.

Frohnaturen könnten argumentieren, das nun sanktionierte

Fehlverhalten sei Schnee von gestern. Schließlich geht es um Vorgänge

aus den Jahren 2005 bis 2009. Fitschen und Jain äußern sich daher

"zufrieden", dass sie "die Angelegenheit" - gemeint sind jahrelange

Versuche von Mitarbeitern, Zinsen zu manipulieren, um sich auf Kosten

der Allgemeinheit zu bereichern - "nun gelöst haben". Ähnlich sehen

das die Anleger, die ja immer nur an die Zukunft denken und die Titel

des Instituts am Donnerstag in einem sehr schwachen Gesamtmarkt nur

minimal sinken ließen.

Diese Sicht aber grenzt an Notwehr. Schließlich steht der Vorstand

im Zuge einer strategischen Neuausrichtung der Bank gerade kurz

davor, durch den Verkauf der Deutschen Postbank die Bedeutung des

Investment Banking im Konzern zu stärken, jenes Bereichs, der die

kolossalen Belastungen unter Jains Führung herbeiführte.

In geradezu rührender Weise hat man versucht, den stets aufs Neue

ins Kontor schlagenden Rechtsaufwand als Einmalkosten darzustellen.

Mit Grund: Denn betrachtet man sie als Teil des operativen Aufwands,

was angesichts der Frequenz der Belastungen redlicher wäre, verändert

sich die Renditerechnung: Wie gut müssen Märkte denn laufen, damit

eine Bank solche Kosten nicht nur wegstecken kann, sondern zudem noch

etwas erwirtschaftet, in Zeiten zumal, in denen US-Behörden sich in

ihren Forderungen an Banken gegenseitig überbieten?

Mit 2,7 Prozent lag die Eigenkapitalrendite der Deutschen Bank

2014, vor dem Rekordvergleich, um 1,7 Punkte unter jener der

Postbank. Für den Zinsskandal "und andere Themen" bucht die Bank im

Startquartal, traditionell das stärkste im Jahr, nun 1,5 Mrd. Euro an

zusätzlichen Rückstellungen. Dennoch wird sie schwarze Zahlen zeigen,

weil die Erträge fast Rekordniveau erreicht haben. Darauf wird sie

sich allerdings nicht immer verlassen können. Und die Aktionäre

werden nicht nochmal 10 Mrd. Euro investieren. Nicht nach den

jüngsten Erfahrungen.

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