07.09.2016 20:36:39

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Börsen-Zeitung: Zähes Geschäft, Kommentar zur Commerzbank von Bernd

Wittkowski

Frankfurt (ots) - Es war kurz nach High Noon am Mittwoch, als man

glauben mochte, über dem bei wolkenlosem Himmel weithin sichtbaren

Turm der Commerzbank am Frankfurter Kaiserplatz steige weißer Rauch

auf. Und hörten wir nicht die Gloriosa im Kaiserdom St. Bartholomäus

läuten und den Kardinalprotodiakon verkünden: "Habemus Papam"?

Okay, vielleicht haben wir da etwas durcheinandergebracht. Das mit

dem weißen Rauch muss eine optische Täuschung gewesen sein, es geht

auch nicht um den Papst, sondern nur um einen

Aufsichtsratsvorsitzenden, und der soll den Aktionären erst per Mai

2018 zur Wahl in das Kontrollorgan vorgeschlagen werden - bis dahin

kann viel passieren in Zeiten, in denen auch mal ganz locker über

theoretische Möglichkeiten geplaudert wird. Aber so viel steht fest:

Päpste sind bei Bedarf schneller gefunden als Vorsitzende von

Aufsichtsrat und Vorstand der Commerzbank.

Vier Monate hat es gedauert, bis mit Martin Zielke der Nachfolger

von Martin Blessing als CEO gekürt war. Und Klaus-Peter Müller hatte

bereits im Februar verlauten lassen, er klebe ungeachtet seines bis

2018 laufenden Mandats nicht am Stuhl des Aufsichtsratsvorsitzenden,

sollte ein geeigneter Kandidat früher darauf Platz nehmen wollen und

können. Doch erst jetzt ist man mit dem früheren Risikovorstand

Stefan Schmittmann fündig geworden.

An der fachlichen wie menschlichen Eignung des 59-Jährigen für das

Amt besteht kein Zweifel, sieht man mal von einer gewissen

Bankmüdigkeit ab, die bei seinem - wie Blessings Nichtverlängerung -

für den Aufsichtsrat überraschenden vorzeitigen Abgang offenbar

wurde. Doch er soll ja nicht auf die operative Ebene zurück. Insofern

ist da kein Widerspruch. Gleichwohl fällt wiederholt auf, dass die

Besetzung von Spitzenpositionen bei den Gelben ein überaus zähes

Geschäft ist. Liegt es an der Bank? An den Kandidaten? Am Geld? Würde

unsereiner bei einem interessanten Job so lange hingehalten, kämen

Selbstzweifel auf. Und würden wir einen Arbeitgeber derart zappeln

lassen, müsste der an uns zweifeln.

Wenn alles so kommt wie nun eingetütet, wird es für Schmittmann

nicht die geringste Aufgabe sein, die Commerzbank mit der Corporate

Governance zu versöhnen. Da gibt es Defizite. Jetzt hat man gar das

Geburtsdatum des fast 72-jährigen Müller aus seinem Lebenslauf auf

der Homepage entfernt. Es ist trotzdem bekannt, dass "KPM" 2018 mit

73 ein Jahr später abdanken wird, als es die Geschäftsordnung des

Aufsichtsrats vorsieht. Aber das gilt ja nur "in der Regel" und als

Soll-Bestimmung. Also alles in Ordnung.

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