18.07.2016 20:46:40

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Börsen-Zeitung: Wieder mehr Luft, Kommentar zu Hapag-Lloyd von Carsten

Steevens

Frankfurt (ots) - Aktionäre von Hapag-Lloyd werden sich weiter

gedulden müssen: Aus einer Dividende, mit der sie vor einigen Monaten

nach dem vermeldeten ersten Jahresgewinn seit 2010 noch liebäugeln

durften, wird auch im kommenden Jahr mit an Sicherheit grenzender

Wahrscheinlichkeit nichts werden. Die Frachtraten, die sich deutlich

schlechter entwickeln als zu Jahresbeginn erwartet, sowie höhere

Bunkerpreise haben Deutschlands größte Containerreederei bereits zu

Beginn der wichtigen "Peak Season", des dritten Quartals, zu einer

Gewinnwarnung für 2016 veranlasst. Die Anpassung der

Transportkapazitäten an die Nachfrage gelingt der krisengeschüttelten

Branche fatalerweise immer noch nicht.

Wachstum heißt deshalb das Gebot der Stunde, um von Skaleneffekten

zu profitieren. Die gerade abgeschlossene Übernahme der defizitären

Singapur-Reederei NOL durch den französischen Branchendritten CMA CGM

und der Zusammenschluss der chinesischen Cosco mit China Shipping zur

Nummer 4 haben in den vergangenen Monaten einmal mehr gezeigt: Größe

ist und bleibt unter den aktuellen Vorzeichen in der

Containerschifffahrt ein wichtiger Faktor, um erfolgreich und

effizient zu sein. Auch die geplante Fusion von Hapag-Lloyd mit der

United Arab Shipping Company (UASC) zum Branchenfünften folgt dieser

Logik. Dass die jüngsten M&A-Transaktionen, die einhergehen mit einer

Neuformierung (und Reduzierung) der weltweiten Schifffahrtsallianzen,

zu mehr Stabilität führen werden, ist vorerst nur ein Hoffnungswert.

Auch die erst Mitte 2015 abgeschlossene Übernahme des

Containergeschäfts der chilenischen CSAV reichte bei Hapag-Lloyd

nicht aus, um von 2017 an nachhaltig zweistellige Umsatzrenditen zu

erwirtschaften und Aktionären Dividenden sicher in Aussicht zu

stellen.

Vor diesem Hintergrund sorgt eine Abnahmeverpflichtung der beiden

größten UASC-Gesellschafter Katar und Saudi-Arabien sowie der

Hapag-Lloyd-Kernaktionäre CSAV und Kühne für Verlässlichkeit bei der

geplanten Kapitalerhöhung. Mit der Fusion werden für die Hamburger

Investitionen in die Flotte obsolet, weil der Nischen-Carrier UASC

junge und dazu noch große Frachter einbringt. Allerdings steigen auch

die Schulden deutlich, die Hapag-Lloyd unter anderem mit den Erlösen

aus der Kapitalerhöhung abtragen muss.

Der Zusammenschluss mit UASC verschafft der Reederei wieder mehr

Luft in der Branchenkrise. Um aber auf Dauer in der Gewinnzone zu

bleiben, muss der Industrie eine Trendwende bei den Frachtraten

gelingen.

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