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16.11.2016 20:39:40

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Börsen-Zeitung: Was ihr wollt, Kommentar zur Finanzstabilität von

Bernd Wittkowski

Frankfurt (ots) - Die Bundesbank stochert im Nebel der Risiken.

Das ist gar nicht vorwurfsvoll gemeint. In einer Welt, die politisch

wie ökonomisch vor Unwägbarkeiten strotzt wie seit Jahrzehnten nicht

mehr, in der es wenig gesichertes Wissen, dafür umso mehr falsche

Gewissheiten gibt, in der auf Prognosen weniger Verlass ist denn je

und in der die Fragen im Verhältnis zu den Antworten stark

übergewichtet sind, in dieser Welt tun sich alle verantwortlichen

Akteure naturgemäß schwer, auch nur halbwegs belastbare Orientierung

zu geben. Das zeigen ja auch die ebenso unvorhergesehenen wie

offensichtlich unentschlossenen Marktreaktionen auf das Brexit-Votum

der Briten wie auf die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten.

Man merkt es auch dem Finanzstabilitätsbericht der Bundesbank und

der Präsentation durch Vizepräsidentin Claudia Buch und

Vorstandsmitglied Andreas Dombret an: Was ihr wollt. Die Spanne der

Interpretationsmöglichkeiten reicht fast von "heile Welt" bis "kurz

vor dem Weltuntergang".

Beispiel Immobilienmarkt: "Das aktuelle makroökonomische Umfeld

kann einen kreditfinanzierten Immobilienboom begünstigen." Da werden

nur wenige widersprechen. Doch eine damit einhergehende Bedrohung der

Stabilität des Finanzsystems und daraus resultierend eine

Notwendigkeit, die Kreditvergabe zu limitieren, sind weit und breit

nicht zu erkennen, wie auch die Bundesbank einräumen muss. Beispiel

Bankensektor: "Im Niedrigzinsumfeld entstehen Risiken für das

Finanzsystem." Auch das wird kaum jemand bestreiten. Aber

Solvabilität und Liquidität zumindest der deutschen Banken und

Sparkassen stehen außer Frage, Eigenkapitalausstattung und

Risikotragfähigkeit wurden seit 2010 deutlich verbessert, die

Problematik fauler Kredite ist hierzulande eher schwach ausgeprägt.

Das Bild ist nicht nur gemischt, sondern diffus, und das

Sowohl-als-auch macht es der Bundesbank schwer, mit ihren Warnungen

vor den zweifellos bestehenden Stabilitätsrisiken beim Publikum

durchzudringen. Dass das ganze Leben eine gefahrgeneigte Tätigkeit

ist, wissen wir ja alle schon.

Ein paar weitere Gewissheiten gibt es auch noch in unserer Welt

der Ungewissheit, und da lohnt die Lektüre des

Finanzstabilitätsberichts durchaus. Etwa diese: Die weltweite

Verschuldung des öffentlichen Sektors und teilweise auch der

Unternehmen signalisiert akuten Handlungsbedarf. Man schaue sich die

Kurven an. Wem es von der ganzen Unsicherheit noch nicht schwummerig

ist, der könnte spätestens angesichts dieser Kreditblase

Schwindelanfälle erleiden.

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