30.05.2016 20:50:40
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Börsen-Zeitung: Überzeugungsarbeit nötig, Kommentar zu Capital Stage
von Carsten Steevens
Frankfurt (ots) - Auf die Branche der Solar- und Windparkbetreiber
in Europa kommen zusätzliche Risiken zu. Nicht nur in Deutschland ist
das Ende der Ära staatlich garantierter Einspeisevergütungen
absehbar. Der Wandel hin zu Auktionsverfahren, der
Effizienzsteigerungen in der Projektentwicklung und im Betrieb von
Solar- und Windparks befördern und Einspeisetarife auf Marktniveau
bringen soll, stellt Projektentwickler wie Betreiber und
Bestandshalter vor neue Herausforderungen. Absehbar wird der
Wettbewerbsdruck auf die Industrie zunehmen, eine verstärkte
Konsolidierung in der Branche könnte die Folge sein.
In diesen Kontext ist nun der Versuch des größten deutschen
Solarparkbetreibers Capital Stage zu stellen, den in etwa halb so
großen Rivalen Chorus Clean Energy aus Bayern zu übernehmen. Die
Hamburger, seit 2014 ein SDax-Unternehmen, würden zu einem der
größten börsennotierten Solar- und Windparkbetreiber in Europa. Das
wäre von Vorteil, weil Capital Stage als größeres Unternehmen
visibler würde und sich den Zugang zu neuen Investorengruppen
verschaffen könnte mit besseren Aussichten auf alternative Wege der
Wachstumsfinanzierung.
Im November 2014 hatten die Gothaer Versicherungen 150 Mill. Euro
für Investitionen in Solarparks zur Verfügung gestellt. Diese Mittel
wurden inzwischen investiert. Es stellte sich mithin die Frage, wie
der Betreiber von Grünstromanlagen, dessen Marktkapitalisierung nach
dem Allzeithoch der Aktie im November 2015 um ein Drittel gefallen
ist, seine weitere Wachstumsfinanzierung gestaltet. Zumal Capital
Stage im vergangenen Jahr bei dem Versuch, günstig an das insolvente
Windparkunternehmen Prokon zu kommen, scheiterte.
Im Rahmen des geplanten Zusammenschlusses mit Chorus sollen die
Aktionäre beider Gesellschaften von erwarteten Synergien,
verbesserten Wachstumsperspektiven im In- und Ausland sowie der
Schaffung einer liquiden Aktie am Kapitalmarkt profitieren. Dieser
Anreiz und auch die Prämie von 36%, mit der die als Aktientausch
geplante Übernahmeofferte garniert wird, erscheinen attraktiv. Dem
unterbreiteten 5:3-Tauschverhältnis und der Eigenkapitalbewertung
entsprechen die Aktienkurse bislang aber noch nicht.
Offenbar hat sich bei Investoren noch nicht der Eindruck
durchgesetzt, dass die Transaktion zustande kommt - obwohl die
Chorus-Führung selbst sich zur Annahme des Angebots bereits
verpflichtet hat. Bis zu den Abstimmungen dürften die Befürworter der
Übernahme noch einiges an Überzeugungsarbeit zu leisten haben.
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