19.09.2019 20:30:40

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Börsen-Zeitung: Tiefer Sturz, Kommentar zum Markt für Übernahmen von

Walther Becker

Frankfurt (ots) - Finanzierungsbedingungen? So glänzend wie nie.

Börsenbewertungen? Ambitioniert, aber nicht zu hoch. Private Equity?

Extrem tiefe Taschen. Wachstumsaussichten? Operativ schwierig.

Industriekonsolidierung? Absolut notwendig in zahlreichen Branchen.

Die Treiber für Fusionen und Übernahmen, zu denen auch der Druck von

Seiten der Aktionärsaktivisten zählt, sind großteils intakt. Doch

hapert es vor allem an "Boardroom Confidence", der Zuversicht der

Führungsriege, wenn es darum geht, Unternehmen mit Zukäufen zu

vergrößern oder über Spin-offs zu konzentrieren.

Das hat für jeden einsehbare Gründe, die allerdings

Investmentbanker als M&A-Berater aus Eigeninteresse gerne

herunterspielen: Das Makroumfeld ist deutlich weniger stabil als vor

wenigen Jahren. Steht China vor einer harten Landung? Wie schlecht

ist es um die US-Wirtschaft bestellt, wenn der Präsident noch

stärkere Zinssenkungen fordert? Von der Politik gehen zahlreiche

negative Signale aus, auch in Europa, der Protektionismus ist auf dem

Vormarsch und das Säbelrasseln nimmt allenthalben zu. Dazu kommt die

regulatorische Ungewissheit: Die Unsicherheit darüber, ob Übernahmen

überhaupt zum Abschluss kommen, mit welchen Zugeständnissen sie

erkauft werden müssen und vor allem: wie lange das dauert.

Bayer/Monsanto oder Linde/Praxair belegen dies schlagend.

Neben den strenger als früher agierenden Kartellwächtern in

Brüssel spielen dabei auch weitgehend unberechenbare Interventionen

der US-Behörden für Auslandsinvestitionen eine Rolle, aber auch das

deutsche Außenwirtschaftsgesetz. All dies fördert nicht gerade die

Bereitschaft von Vorständen und Aufsichtsräten, sich auf große Deals

einzulassen.

In Deutschland kommt hinzu, dass der - voreilig ausgerufene -

Trend zur Übernahme börsennotierter Unternehmen durch Private Equity

sich schon wieder erledigt. Scout24, Metro und wie es aussieht auch

Osram gehen wohl nicht an Finanzinvestoren. Und aus dem größeren

Mittelstand machen sich größere M&A-Deals rar. Nicht geändert hat

sich über die Jahre, dass potenzielle Übernahmeziele knapp sind.

Sicher bieten sich auch positive Perspektiven am Markt - etwa die

große Siemens-Spaltung im nächsten Jahr, der aus der Not geborene

Verkauf der Aufzugsparte von Thyssenkrupp oder die sich abzeichnenden

Spin-offs in der Autoindustrie - nach der aus Investorensicht nicht

gerade erfolgreichen Abspaltung der VW-Lkw-Sparte Traton. Das reicht

aber nicht, dem tief gestürzten M&A-Markt auf die Beine zu helfen.

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