07.04.2014 20:57:47

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Börsen-Zeitung: Staatliches Rettungspaket; Kommentar zu LafargeHolcim

von Walther Becker

Frankfurt (ots) - Immer wieder haben sie es versucht und einige

Male sind sie aufgeflogen: Die Baustoffhersteller von "homogenen

Massengütern" haben an die Wettbewerbshüter so einiges für Sünden in

der Vergangenheit abdrücken müssen. Jetzt geht es den beiden

Weltmarktführern um ein legalisiertes Kartell, unterlegt mit

gesellschaftsrechtlicher Verflechtung. Ausgerechnet die Bemühungen

der Wettbewerbshüter führen nun dazu, dass ein weltweit führender

Konzern entsteht, der keine plumpen Preisabsprachen mehr benötigt, um

seine Position zu zementieren, und der alle Wettbewerber in der von

Überkapazitäten gebeutelten Branche weit in den Schatten stellen

wird.

Sie stehen vor einem Megadeal, größer als alles, was sich zur

Hochzeit der kreditfinanzierten Übernahmen auch in dieser

bodenständigen Branche um 2007 herum getan hat. Glaubt man den

Protagonisten in Zürich und Paris, dann entsteht der

"fortschrittlichste Konzern der Baustoffbranche" über eine Fusion

unter Gleichen. Wenn die Nummer 1 und 2 einer Branche zusammengehen,

dann sieht das nicht nach einem von Wachstum getriebenen Angriffspakt

aus, sondern nach Notoperation. Beide Rivalen leiden unter der

Wirtschaftskrise und anziehenden Energiepreisen. Nun treten sie die

Flucht nach vorne an.

Um nicht an der Aufsicht zu scheitern, bieten sie von sich aus an,

sich von einem Umsatz von etwa 6 Mrd. Euro, zwei Drittel davon in

westlichen Industrieländern, und einem operativen Ergebnis (Ebitda)

um die 700 Mill. Euro zu trennen. Wer solche Beträge anbietet, weiß,

dass er mit wesentlich größeren Verkäufen rechnen muss.

Dutzende von Kartellbehörden überall auf dem Globus werden den

Deal unter die Lupe nehmen. Vor allem in Europa, wo die Schweizer auf

28% Marktanteil kommen und die Franzosen auf 29%, aber auch in

Nordamerika, wo sich Lafarge 21% des Kuchens herausschneidet und

Holcim 16%, dürfte es kritisch werden. Der avisierte Verkauf von

Vermögensteilen soll indessen helfen, die Nettoschulden von

kombiniert 20 Mrd. Euro zu reduzieren.

Stimmen die - staatlich dominierten - Kartellbehörden der

transformierenden Transaktion zu, dann ist diese Fusion nichts

anderes als ein staatliches Rettungspaket für zwei Unternehmen in

einem von Überkapazitäten belasteten Markt. Immerhin ohne Einsatz von

Steuergeldern. Doch für Kunden und Wettbewerb ist das Monopoly keine

gute Botschaft. Dass die Investoren Beifall klatschen, wundert

dagegen nicht. Die Aktien waren auf die Hälfte des Niveaus gesunken,

das sie zu Zeiten des M & A-Booms hatten.

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