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26.11.2015 19:56:40

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Börsen-Zeitung: Powerhouse, Kommentar zu Infineon von Stefan Kroneck

Frankfurt (ots) - Bis vor wenigen Jahren war Infineon noch ein

hässliches Entlein. Die frühere Siemens-Konzerntochter war berüchtigt

für negative Sondereffekte, die die Bilanz regelmäßig verhagelten.

Und heute? Deutschlands größter Chipkonzern hat sich zu einem

Powerhouse gewandelt. Vorstandschef Reinhard Ploss glänzt mit guten

Zahlen und einem Ausblick, der das gewachsene Selbstbewusstsein des

Dax-Konzerns spiegelt. Der nach der Sanierung vor fünf Jahren

eingeschlagene Expansionskurs im lukrativen Geschäft mit

Leistungshalbleitern und der Anfang dieses Jahres abgeschlossene

Erwerb des US-Wettbewerbers Rectifier tragen Früchte. In dieser

Gemengelage reagierten die Anleger auf das jüngste Zahlenwerk nahezu

überschwänglich.

Bislang hat Ploss bei der Neuausrichtung des Konzerns vieles

richtig gemacht. Das wird von der Börse honoriert. Sogar den mit 3

Mrd. Dollar relativ teuer erworbenen Chipspezialisten aus Kalifornien

hat die Firma mit Sitz in Neubiberg bei München in relativ kurzer

Zeit gut verdaut. Rectifier trägt heute bereits deutlich zum

Gewinnschub bei - und damit viel früher als geplant. Selbst der

kleine Durchhänger im China-Geschäft im Sommer scheint nur eine kurze

Episode in der Equity Story gewesen zu sein. Ist in diesem Umfeld die

Wahrscheinlichkeit groß, dass Infineon beim Thema Mergers &

Acquisitions in absehbarer Zeit nochmals einen Milliardendeal wagt?

Die Antwort lautet: eher nicht. Der weltweite Chipmarkt ist

überhitzt. In der Konsolidierung werden mittlerweile Mondpreise

gezahlt, die sich operativ nicht mehr rechtfertigen lassen. Nach dem

Zukauf an der US-Westküste schafft Infineon ihre selbst gesteckten

Wachstumsziele aus eigener Kraft. Auf eine weitere größere Übernahme

ist der Konzern daher strategisch nicht mehr angewiesen.

Auf Basis ihrer selbst gesteckten Finanzierungsvorgaben könnte

Infineon für einen weiteren Zukauf noch bis zu 2 Mrd. Euro an

Fremdkapital aufnehmen. Damit hätte die Spekulation, dass Infineon

auf den japanischen Konkurrenten Renesas (10 Mrd. Euro Marktwert) ein

Auge wirft, auch auf dieser Ebene keine Substanz. Ist aber Infineon

mit einer Marktkapitalisierung von 15 Mrd. Euro für andere ein

lohnendes Übernahmeziel? Bei einem Streubesitz von 100 Prozent

eigentlich schon. Amerikanische Wettbewerber, die über hohe

Cash-Bestände verfügen, könnten sich die Firma locker leisten. Doch

im Frühjahr 2009 wäre der Konzern mitten in einer Existenzkrise für

rund 300 Mill. Euro zu haben gewesen. Damals griff aber niemand zu.

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