20.02.2018 20:29:40

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Börsen-Zeitung: Politisierter Stahl - Kommentar über den sich

anbahnenden Handelsstreit zwischen Europa und den USA von Christoph

Ruhkamp

Frankfurt (ots) - Schon rüstet sich die EU-Kommission für einen

Handelskrieg mit den USA und erwägt Strafzölle auf Harleys und

Whiskey. Das scheint ein wenig übertrieben. Geht es doch bei den

Drohungen der USA mit Importbeschränkungen auf Stahl um ein nicht

gerade handelskriegsentscheidendes Produkt. Der Kostenanteil von

Stahl in Autos liegt bei 4 bis 5% vom Umsatz.

Natürlich würde ein Teil der 35 Mill. Tonnen Stahl, die die USA

derzeit jährlich importieren, in andere Märkte umgeleitet -

voraussichtlich vor allem nach Europa. Denn die EU hat im weltweiten

Vergleich geringe Überkapazitäten, und der Markt ist vergleichsweise

offen. Europäische Stahlhersteller wie Thyssenkrupp, Voestalpine oder

Salzgitter, die in den USA nur geringfügig vertreten sind, würden in

Europa unter geringeren Margen und sinkenden Preisen leiden. Direkt

betroffen wären aber eher die Länder, die den größten Anteil des in

die USA importierten Stahls liefern. Das sind Kanada, Brasilien und

Südkorea. Aus Deutschland kommen nur 4% der US-Stahlimporte.

Umgekehrt sind die USA mit 5% Anteil nur der siebtgrößte Abnehmer für

deutsche Stahlexporte.

Lohnt es sich, deshalb einen Handelskrieg zu führen - auch wenn

US-Präsident Trump ihn angezettelt haben sollte? Eher nicht. Auch

dann nicht, wenn die beschriebenen indirekten Effekte die hiesigen

Stahlhersteller negativ betreffen würden.

Das Thema Stahl ist auf seltsame Art politisiert. Europa ist nicht

besser als die USA: Die EU erhebt seit 2016 auf Grobbleche aus China

Strafzölle von 74%. Bei warm gewalztem Stahl aus China sind es 36%.

Das hat Herstellern wie Thyssenkrupp und Voestalpine eine Atempause

verschafft - aber nur vorübergehend: Der billige Stahl aus Asien, den

EU und USA draußen halten, findet seinen Weg in andere Märkte und

erhöht dort den Druck: Billigstahl aus Iran, Brasilien und Russland

kommt weiter ungehindert nach Europa.

Doch hätte der US-Vorstoß in der Stahlindustrie - als erste

größere protektionistische Maßnahme Trumps - negative Signalwirkung:

US-Handelsminister Ross prüft ähnliche Schutzmaßnahmen auch für die

Chip-Branche, den Schiffsbau und die Aluminiumhersteller. Auch in

diesen Branchen könne eine Abhängigkeit von Einfuhren die nationale

Sicherheit beeinträchtigen. Natürlich ist das ein Vorwand: Bekämpft

werden soll in Wahrheit das 500 Mrd. Dollar große Handelsdefizit der

USA gegenüber Ländern wie Deutschland, China oder Japan. Stahlzölle

sind - ob in der EU oder in den USA - das falsche Mittel. Bessere und

billigere eigene Produkte wären das richtige.

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