29.05.2015 20:46:39

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Börsen-Zeitung: Parität nicht in Sicht, Marktkommentar von Stefan

Schaaf

Frankfurt (ots) - Der Euro war unter den großen Währungen lange so

etwas wie der Problembär - nicht nur wegen der Staatsschuldenkrise,

sondern zuletzt auch wegen der für kontinentaleuropäische

Verhältnisse sehr aggressiven geldpolitischen Lockerung. Der Fall des

Euro-Kurses von 1,40 Dollar vor noch gut einem Jahr auf Werte von nur

noch knapp über der Parität spricht Bände. Doch zuletzt konnte die

Gemeinschaftswährung diese negative Rolle trotz des Kurses des

griechischen Staatsschiffes Richtung Zahlungsunfähigkeit abstreifen.

Stattdessen liegt derzeit der schwarze Peter am Devisenmarkt

eindeutig beim Yen. Dies ist umso erstaunlicher, da die seit Frühjahr

2014 anhaltende Dollar-Rally zuletzt ausgelaufen ist und eine ganze

Reihe Währungen Boden zum Greenback gutgemacht haben. Auf

handelsgewichteter Basis hat bereits vor einigen Wochen die

Aufwertung ein Ende gefunden, so Berechnungen von Morgan Stanley.

Dabei zeigt sich, dass der Dollar eng mit dem Renditeabstand

zweijähriger Treasuries zu den Anleihen dieser Laufzeit der

G10-Länder (ohne USA) korreliert ist. G10 steht für die global zehn

wichtigsten Währungen.

Vorsprung schrumpft

Nicht zuletzt der Renditesprung bei Euro-Staatsanleihen zu

Monatsbeginn hat den Zinsvorsprung von US-Papieren weiter schrumpfen

lassen. Zuletzt sinken in der Eurozone jedoch wieder die Renditen,

während in der abgelaufenen Handelswoche Spekulationen über steigende

US-Leitzinsen wieder hochkamen, was nicht zuletzt den Yen belastete.

Zum Euro bewegte sich der Dollar hingegen so gut wie nicht. Wie geht

es also weiter mit dem global wichtigsten Währungspaar?

Möglicherweise werden sich die jüngsten Schwankungen einfach

fortsetzen, so dass Analysten von einer volatilen Seitwärtsbewegung

sprechen werden. Wahrscheinlicher ist jedoch ein Ausbruch - über die

Richtung ist der Markt gespalten. Grob gesagt gibt es zwei

grundsätzliche, aber divergierende Erwartungshaltungen zum

Euro-Dollar-Kurs. Im Kern geht es um die Frage, ob der Euro unter die

Parität zum Dollar fällt oder nicht, also für einen Euro künftig

weniger als ein Dollar gezahlt werden muss. Während die DZ Bank

dieser Tage von der Prognose der Parität Abstand genommen hat und nun

auf Zwölfmonatssicht eine Euro-Aufwertung erwartet, hält die Deutsche

Bank an ihrer Skepsis fest und prognostiziert noch für dieses Jahr

den Fall unter die Parität. Bei Morgan Stanley sieht man es ähnlich,

dort lautet das Kursziel für das vierte Quartal 98 US-Cent je Euro.

Schwaches US-Wachstum

Analysten wie die der Deutschen Bank oder von Morgan Stanley

erwarten eine erneute Euro-Abwertung, weil sie auf eine zügige

Wiederbelebung des US-Wirtschaftswachstums hoffen. Die andere Seite

beruft sich hingegen auf zuletzt schwache Wirtschaftsdaten aus den

USA bei gleichzeitig einer Reihe positiver Überraschungen in der

Eurozone. Diese Seite, zu der neben der DZ Bank auch HSBC zählt,

erwartet eine Trendwende beim Euro-Kurs.

Rückenwind dürfte diese Gruppe in ihrer Argumentation von den

jüngsten Wachstumsdaten aus den USA bekommen. Dort ist das

Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal um 0,7% geschrumpft. Zudem

fiel der wichtige Chicago-Einkaufsmanagerindex unter die

Expansionsschwelle. Noch ein schwaches Quartal, und die USA stecken

offiziell in der Rezession. Dann wird ein viertes Anleihekaufprogramm

(QE4) wahrscheinlicher als eine Zinserhöhung, die Parität wäre dann

nicht in Sicht.

Euro-Schwemme

So weit ist es sicherlich noch nicht, aber die US-Konjunktur

spricht derzeit nicht für einen deutlich stärkeren Dollar. Allerdings

könnte der Euro aus anderen Gründen schwächeln. Die Währungsanalysten

der Deutschen Bank sprechen von der Euro-Schwemme. Weil es in der

Eurozone kaum noch Zinsen gibt, könnten die hohen Sparvermögen -

insbesondere der Deutschen - auf Renditejagd in alle Welt gehen. Dann

würde auch der Euro geschwächt werden.

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