21.11.2016 20:49:40

OTS: Börsen-Zeitung / Börsen-Zeitung: Ohne Gestaltungswillen, Kommentar zur ...

Börsen-Zeitung: Ohne Gestaltungswillen, Kommentar zur

Kanzlerkandidatin von Claus Döring

Frankfurt (ots) - Angela Merkel stellt sich noch einmal zur

Verfügung, für eine vierte Amtsperiode als Bundeskanzlerin der

Bundesrepublik Deutschland. Dass sie wieder Kanzlerin werden "will",

diese Aussage musste Merkel im Interview geradezu in den Mund gelegt

werden nach ihrer Erklärung zur erneuten Kandidatur im nächsten Jahr.

Von Gestaltungswillen ist wenig zu spüren im elften Jahr der

Kanzlerschaft - aber das Rütteln an Gitterstäben war noch nie ihr

Ding. Eher das Taktieren um die Macht. Geschickt hat Merkel bis zwei

Wochen vor dem CDU-Parteitag gewartet, um innerparteilichen Druck für

ihre abermalige Kandidatur aufzubauen. Um deutlich werden zu lassen,

wie vermeintlich unverzichtbar sie ist. Um sichtbar zu machen, dass

es Alternativen zu ihr in der CDU derzeit nicht gibt - trotz fünf

Schlappen für die Partei bei den fünf zurückliegenden Landtagswahlen

und trotz ihres Unvermögens, für die Bundespräsidentenwahl einen

eigenen CDU-Kandidaten zu präsentieren.

Ein besseres Timing für ihre Entscheidung hätte Merkel nicht

finden können. National hat sich der Unmut über ihre

Flüchtlingspolitik mit dem abschwellenden Asylbewerberzustrom wieder

gelegt, auch wenn ihre Popularitätswerte noch nicht wieder frühere

Höhen erreichen. International gilt sie nach dem Wahlsieg Trumps und

angesichts von Putins Großmachtspielen sowie Großbritanniens

Wackelkurs als Inbegriff von Stabilität und Zuverlässigkeit, ja als

eine der letzten Verfechter einer freiheitlichen Weltordnung. So

sehen das vor allem die Kommentatoren im Ausland. Wenn die Welt in

Auflösung scheint, hält man am Bekannten fest.

Weniger Wohlmeinende nennen es Stagnation. Da Deutschland

wirtschaftlich relativ gut dasteht und immer noch von den Erfolgen

der Agenda-2010-Politik des SPD-Kanzlers Gerhard Schröder zehrt, ist

das Verharren auf dem Status quo auch für viele Deutsche nicht die

schlechteste Perspektive. Aber kann sich Deutschland noch vier Jahre

"Weiter so" leisten? Kaum ein Politiker führt so oft den Begriff

Soziale Marktwirtschaft im Mund wie die Bundeskanzlerin. Doch von

mehr Eigenverantwortung und Veränderung ist in den bisher elf

Merkel-Regierungsjahren wenig zu spüren gewesen. Reformstau heißt das

Markenzeichen ihrer Regentschaft.

Die Welt verändert sich rasant, politisch und ökonomisch. Das

bietet Gestaltungsmöglichkeiten und Chancen. Es ist nicht zu

erwarten, dass Merkel in einer vierten Amtszeit all das nachholt, was

sie in zwölf Jahren vorher versäumt hat. Neue Köpfe braucht das Land.

OTS: Börsen-Zeitung

newsroom: http://www.presseportal.de/nr/30377

newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung

Redaktion

Telefon: 069--2732-0

www.boersen-zeitung.de

Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!