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10.02.2017 20:50:40

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Börsen-Zeitung: Neuer Schwenk der Fed, Marktkommentar von Kai

Johannsen

Frankfurt (ots) - Das sind ja ganz neue Töne, die da in der

US-Notenbank Fed angeschlagen werden. Sollte es mit den

Zinserhöhungen in diesem Jahr etwa doch nicht so schnell zugehen, wie

das bislang an den Märkten erwartet wird und - vor allem - worauf die

Fed-Offiziellen die Marktteilnehmer vor wenigen Wochen immer noch

eingestimmt hatten? Die neuen Töne kommen von James Bullard,

Präsident der Fed von St. Louis. Das US-Notenbankmitglied sieht trotz

der Steuersenkungspläne der neuen Regierung unter Präsident Donald

Trump keine Anzeichen für eine Überhitzung der US-Wirtschaft.

"Bislang scheint sich übermäßiger Inflationsdruck nicht aufzubauen",

sagte der Präsident in diesen Tagen. "Hört, hört!" - kann man da nur

sagen. Bullard rechnet damit, dass im gesamten Jahr nur eine

Zinsanhebung nötig sein wird. Das Zinsniveau in den USA sei für eine

Wirtschaft mit geringem Wachstum und niedriger Teuerung angemessen.

Dies habe sich über viele Jahre hinweg aufgebaut. Eine rasche

Änderung sei unwahrscheinlich. Bullard vertritt darüber hinaus die

Auffassung, dass es noch bis mindestens zum Jahr 2018 unklar bleiben

wird, mit welchen Folgen der angekündigten Wirtschaftspolitik unter

Trump zu rechnen ist.

"Wir warten ab"

Das kann man auch stark vereinfacht wie folgt formulieren: "Uns

US-Währungshütern ist vollkommen unklar, was der neue Präsident

Donald Trump alles machen wird und deshalb können wir auch nicht

abschätzen, wie das Ganze letzten Endes auf Konjunktur und Inflation

wirken wird - dieses Jahr schon mal überhaupt und nächstes Jahr

vermutlich auch noch nicht. Wir warten ab." Doch so klare Ansagen

gibt es bekanntlich nicht aus der Notenbank - zum Leidwesen der

Marktteilnehmer, die dann ein um den anderen Tag immer wieder neu

interpretieren dürfen, was die Fed ihnen mitteilen möchte. So auch im

Dezember, als sie den Schlüsselzins um einen Viertelprozentpunkt auf

die Spanne von 0,5% bis 0,75% anhob.

In ihrem Ausblick stimmte die US-Notenbank die Märkte für dieses

Jahr auf drei weitere Zinsschritte ein. Die Renditen in den USA zogen

an und auch in der Eurozone gingen die Renditen herauf, wenn auch nur

moderat. Und verwiesen wurde in diesem Zusammenhang auf Trumps

Wirtschaftspolitik, die zu mehr Wachstum und Inflation führen würde,

welche die Fed dann zum Handeln zwingt und die im Fahrwasser der

US-Bondmärkte, deren Renditen dann heraufgehen, auch die Renditen an

den europäischen Rentenmärkten mit nach oben zieht.

Wie realistisch sind die Einschätzungen von Bullard? Sehr

realistisch! Bullard hat völlig Recht, wenn er sagt, dass die

Auswirkungen von Trumps Wirtschaftspolitik erst langfristig zu spüren

sein werden. Zunächst sind es im Bereich der Wirtschaftspolitik nur

vollmundige Ankündigungen und Versprechungen, welche die Märkte von

Trump kennen. Es bleibt abzuwarten, welche konkreten Projekte und

Maßnahmen daraus werden. Das wird dauern. Dann bleibt ebenfalls

abzuwarten, was Trump von seinen angedachten Maßnahmen zur

Ankurbelung der Wirtschaft überhaupt umsetzen kann. Das bedeutet: Was

werden ihm seine Parteifreunde alles absegnen und was nicht - also

was wird Gesetz und was nicht. Allein diese gesetzgeberische

Umsetzung braucht schon wieder Zeit. Und dann? Dann muss abgewartet

werden, was diese Maßnahmen an Wirkung entfalten. Dabei geht es um

zwei ganz wesentliche Aspekte: Handelt es sich bei den Wirkungen der

Maßnahmen überhaupt um die beabsichtigten Wirkungen oder läuft das

Ganze womöglich in die falsche Richtung? Zweitens: Welche Intensität

erreicht die Wirkung? Schließlich muss die Fed nach diesem gesamten

Umsetzungs- und Wirkungsprozess der Trump'schen Wirtschaftspolitik,

die ja noch nicht einmal begonnen hat, entscheiden, ob für sie ein

Handlungsbedarf entsteht. Und dafür gilt wiederum: Je nach Wirkung

und Wirkungsgrad der Maßnahme auf Konjunktur und Inflation muss

entschieden werden, wie scharf die Geldpolitik gegensteuern muss oder

ob das überhaupt nicht erforderlich ist.

Zusammenfassend lässt sich also festhalten, dass die Fed sogar

sehr gut beraten sein könnte, erst einmal wieder in Warteposition zu

gehen, um genau diese Prozesskette und ihre Wirkung eingehend zu

beurteilen - vor allem hinsichtlich der langfristigen Wirkungen. Man

hat schon oft an den Märkten gesehen, dass anfängliche Euphorie auch

schnell einer bitteren Enttäuschung weichen und die Tendenz binnen

Minuten drehen kann. Bullard ergänzte noch, dass er das

Niedrigrenditeumfeld 2017 nicht von der Bildfläche verschwinden

sieht. Das ist sehr weitsichtig und seinen Einschätzungen werden

weitere Fed-Offizielle folgen.

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