02.04.2015 20:50:39

OTS: Börsen-Zeitung / Börsen-Zeitung: Nachlassende Dynamik, Marktkommentar ...

Börsen-Zeitung: Nachlassende Dynamik, Marktkommentar von Dieter

Kuckelkorn

Frankfurt (ots) - Was für ein Quartal: Der gerade abgelaufene

Dreimonatszeitraum ist für den Dax der beste seit zwölf Jahren

gewesen. Der deutsche Leitindex verzeichnete ein enormes Plus von

rund 23% und ließ damit die meisten anderen europäischen Indizes und

auch die Wall Street weit hinter sich. Zu verdanken hat das der Markt

in erster Linie der Europäischen Zentralbank (EZB), die mit ihrem

Bondkaufprogramm zwar erneut kaum die Realwirtschaft, aber dafür umso

stärker die Finanzmärkte beflügelt. Der Aktienmarkt hat sich somit

weitgehend von der Realwirtschaft abgekoppelt. Dies ist freilich ein

Zustand, der auf Dauer nicht haltbar ist.

Was das neue Quartal betrifft, so dürfte der EZB-Effekt eine

weniger prominente Rolle spielen, da er nach Ansicht vieler

Beobachter im Kursniveau bereits weitgehend eingepreist ist.

Dementsprechend rechnen viele Analysten mit Stagnation der Kurse: So

sehen etwa die Aktienstrategen von 19 Instituten, die am

ZEW-Prognosetest teilnehmen, den Dax per Ende Juni im Durchschnitt

bei gerade einmal 11818 Punkten. Und selbst die besonders

optimistischen Häuser glauben nicht, dass der Dax auf Sicht von sechs

Monaten die nächste Tausendermarke von 13000 Zählern erreichen wird.

Banken zu pessimistisch

Allerdings zeigt der Rückblick, dass die am ZEW-Prognosetest

teilnehmenden Häuser bislang zu pessimistisch waren. Sie hatten den

EZB-Effekt deutlich unterschätzt und Ende Dezember prognostiziert,

dass der Dax per Ende März dieses Jahres bei lediglich 9953 Punkten

stehen würde.

Aktuell wird somit der EZB-Effekt wiederum die große Unbekannte

sein. Ob die Marktpsychologie weiterhin von der Notenbank getragen

wird und in welchem Umfang die von der EZB bereitgestellte Liquidität

den Weg in den Aktienmarkt findet, lässt sich derzeit nur schwer

voraussagen.

Zur Beantwortung der Frage, ob die Rally weitergeht, ist auch zu

berücksichtigen, dass Investoren aus Übersee ein wichtiger Faktor am

europäischen und deutschen Aktienmarkt sind. An der Wall Street hat

die Kursentwicklung zuletzt stagniert, so dass Europa aus Sicht

vieler US-Anleger sehr attraktiv geworden ist - wozu auch der

schwache Euro beigetragen hat. Da sich der Niedergang der

Gemeinschaftswährung zuletzt stark verlangsamt hat, müssen

US-Investoren auch längst nicht mehr so stark fürchten, dass ihre

Engagements auf dieser Seite des Atlantiks durch die

Währungsverschiebungen rasant an Wert verlieren. Das Interesse am

deutschen Aktienmarkt aus den USA wird also hoch bleiben, zumal die

Perspektive der Zinsanhebungen durch die Fed auf dem US-Aktienmarkt

lastet. Dem Interesse an Dividendentiteln förderlich ist zudem die

Tatsache, dass die Renditen von Anleihen immer kleiner werden,

weshalb Anleger um Aktien kaum noch herumkommen.

Es gibt aber - neben dem EZB-Effekt - noch eine weitere große

Unbekannte: die Konjunkturentwicklung in der Eurozone und ihre

Translation in Unternehmensgewinne. Dabei sieht es nicht mehr so

schlecht aus wie noch vor ein paar Monaten. Wie die Ökonomen der

Essener National-Bank anmerken, haben die Indikatoren aus dem

Euroraum in den vergangenen Wochen regelmäßig überrascht. "Es sieht

ganz danach aus, als ob die Konjunktur hierzulande den Tiefpunkt

hinter sich gelassen hat", meinen sie.

Allerdings erscheinen die Gewinnschätzungen und damit die

Bewertungen am europäischen und deutschen Aktienmarkt ambitioniert.

Die Erwartungen der Analysten sind zuletzt, wohl um den rasanten

Anstieg des Kursniveaus zu rechtfertigen, noch weiter angehoben

worden. Auch wenn der schwache Euro die Gewinne der

exportorientierten Unternehmen weiter stärkt: Es ist nicht zu

erwarten, dass die Unternehmen in den kommenden beiden Quartalen in

der Lage sind, die bereits sehr optimistischen Analysten hinsichtlich

der Ertragslage positiv zu überraschen - was eine wesentliche

Voraussetzung für die Fortsetzung der Rally wäre. Die Dynamik am

Aktienmarkt wird daher deutlich nachlassen.

Grexit rückt näher

Bleibt noch ein Unsicherheitsfaktor: der immer näher rückende

Grexit. Er könnte den Aktienmarkt zumindest kurzfristig unter Druck

setzen, auch wenn die Finanzmärkte genügend Zeit hatten, sich auf das

Ereignis vorzubereiten. Die Auswirkungen dürften sich - abgesehen von

kurzfristig möglicherweise ausgeprägteren Kursschwankungen-wegen der

weitgehenden Übertragung der Griechenland-Risiken der privaten Banken

auf die öffentlichen Haushalte aber wohl in Grenzen halten.

OTS: Börsen-Zeitung

newsroom: http://www.presseportal.de/pm/30377

newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung

Redaktion

Telefon: 069--2732-0

www.boersen-zeitung.de

JETZT DEVISEN-CFDS MIT BIS ZU HEBEL 30 HANDELN
Handeln Sie Devisen-CFDs mit kleinen Spreads. Mit nur 100 € können Sie mit der Wirkung von 3.000 Euro Kapital handeln.
82% der Kleinanlegerkonten verlieren Geld beim CFD-Handel mit diesem Anbieter. Sie sollten überlegen, ob Sie es sich leisten können, das hohe Risiko einzugehen, Ihr Geld zu verlieren.
Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!

Indizes in diesem Artikel

DAX 23 147,02 2,64%