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12.10.2015 21:02:39

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Börsen-Zeitung: Mit Samthandschuhen, Kommentar zu den

Atomrückstellungen von Andreas Heitker

Frankfurt (ots) - Die Bewertung des Stresstests zu den

Atomrückstellungen durch die Bundesregierung ist auf den ersten Blick

erstaunlich positiv ausgefallen. Aus dem Gutachten ergebe sich kein

neuer Handlungsbedarf, lässt Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel

verkünden. Die Unternehmen seien in der Lage, die Kosten des

Atomausstiegs auch auf Basis der aktuellen Rückstellungen zu tragen.

Und die Szenarien, die die Wirtschaftsprüfer ebenfalls berechnet

hatten, und die milliardenschwere Lücken in der aktuellen

Bilanzierung zeigen würden, seien "unwahrscheinlich".

Bereits im September, als erste Spekulationen über möglicherweise

fehlende 30 Mrd. Euro in den Rückstellungen der deutschen Versorger

die Runde machten, war Gabriel den Unternehmen schnell öffentlich zur

Seite gesprungen. Ganz offensichtlich hat auch in Berlin niemand ein

Interesse daran, Eon, RWE & Co noch weiter zu schwächen und damit im

schlimmsten Fall eine Pleite der Unternehmen zu gefährden.

Die Folgen nicht nur für die Versorgungssicherheit im Land,

sondern auch für die Steuerzahler wären ja auch kaum zu überblicken.

Die heftigen Marktreaktionen beim sensiblen Thema Rückstellungen sind

angekommen - die Politik hat die Samthandschuhe angezogen.

Dies bedeutet nicht, dass dem Stresstest keine große

Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte. Im Gegenteil: Die von Gabriel

beauftragten Wirtschaftsprüfer haben erstmals Transparenz in die

Rückstellungsdebatte gebracht. Viele Studien und Analysen wurden zu

dem Thema in den vergangenen Monaten veröffentlicht. Immer wieder kam

der Verdacht auf, dass die Unternehmen nicht genügend Vorsorge

getroffen haben. Jetzt liegen erstmals auch belastbare Fakten auf dem

Tisch. Dies sollte die weitere politische Diskussion wieder

versachlichen.

Die Wirtschaftsprüfer selbst haben in ihrer Studie darauf

verwiesen, dass Rückstellungen Schulden seien, die hinsichtlich ihrer

Höhe und Fälligkeit ungewiss seien und ihre Bewertung naturgemäß

immer eine Bewertung von ungewissen Prognosen sei. Diese Ungewissheit

spiegelt sich auch in den unterschiedlichen Szenarien wider, die eine

Spannbreite bei den erforderlichen Rückstellungen von 29 bis 77 Mrd.

Euro zeigen.

Die Spannbreite macht die Risiken deutlich, die auf die Konzerne

noch zukommen könnten. Eine Kommission soll nun den Rahmen für die

weitere Abwicklung der Atomkraft in Deutschland finden. Die Versorger

sollten alles daran setzen, schnell eine Verständigung zu erreichen.

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