07.09.2017 20:36:40

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Börsen-Zeitung: Mehr Mut, Kommentar zur EZB von Mark Schrörs

Frankfurt (ots) - Wer es positiv wenden will, könnte sagen: Die

Europäische Zentralbank (EZB) hat am Donnerstag ein weiteres

Mini-Trippelschrittchen in Richtung Einstieg in den Ausstieg aus der

ultralockeren Geldpolitik gewagt - dabei aber versucht, die jüngste

Euro-Stärke nicht weiter zu befeuern. Wer es dagegen skeptischer

betrachtet, könnte argumentieren: Die EZB tritt in Sachen Exit auf

der Stelle und droht gar damit, selbigen erneut zu vertagen - auch

aus Angst vor einer zu starken Gemeinschaftswährung.

Welche Sicht der Dinge die richtige ist, wird sich vermutlich erst

Ende Oktober zeigen, wenn der EZB-Rat nicht mehr nur reden, sondern

entscheiden will. Es bleibt zu hoffen, dass sich erstere Deutung als

richtig erweist. Denn der Wirtschafts- und Inflationsausblick in

Euroland rechtfertigt längst keine Geldpolitik mehr, die noch

expansiver ist als auf dem Höhepunkt der Weltfinanzkrise.

EZB-Präsident Mario Draghi & Co. wünscht man da mehr Mut - und

weniger Angst.

Natürlich ist es dumm gelaufen, dass ausgerechnet jetzt der Euro

zur Stärke neigt. Es gibt aber keinen Grund, die bisherige Aufwertung

zu dramatisieren - dafür aber die Hoffnung, dass es zumindest in dem

rasanten Tempo nicht weitergeht. Dass Draghi und die EZB genau dazu

ihren Beitrag leisten wollen, ist verständlich. Das Risiko bei

(verbalen) Interventionen à la Draghi ist aber, dass diese verpuffen

- was dann auch Zweifel an der eigenen Glaubwürdigkeit

heraufbeschwört.

Beim Euro-Dollar-Kurs ist die EZB aktuell auch den USA

ausgeliefert - der Politik in Washington, aber auch der Geldpolitik

der Fed. Die US-Notenbank hat sich zuletzt vorsichtiger zum weiteren

Straffungskurs geäußert. Die beiden weltweit wichtigsten Notenbanken

sollten sich jetzt aber nicht hineinsteigern in einen Wettbewerb nach

dem Motto "Wer kann länger (geldpolitisch) lockerer?". Dieser hätte

am Ende ganz sicher nur Verlierer. Die EZB sollte vielmehr ihrerseits

das politische "Momentum" in Euroland nutzen und den Ball in Sachen

Wohl und Wehe der Gemeinschaftswährung wieder ins Feld der Politik

zurückzuspielen.

Die EZB muss sich zudem hüten, nicht übermäßig den Finanzmärkten

nach dem Mund zu reden. Natürlich sind die Entwicklungen an den

Märkten wichtig für die Geldpolitik und die EZB tut gut daran, ihre

Intentionen bestmöglich zu kommunizieren - wobei sie aktuell genau

diese nötige Klarheit und Transparenz vermissen lässt, was gerade das

Risiko künftiger unkontrollierter Marktreaktionen erhöht. Zu viel

Nähe ist aber auch schädlich und die EZB darf keine Zweifel aufkommen

lassen, dass sie die Märkte führt - und nicht umgekehrt.

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