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22.06.2016 20:56:39

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Börsen-Zeitung: Mal ist man Baum, Kommentar zu VW von Peter Olsen

Frankfurt (ots) - Manche Drehbücher sind so oft in verschiedensten

Versionen abgedreht worden, dass man sie eigentlich wegen des

Déjà-vu-Erlebnisses in den Schredder stecken sollte. Klar, die

gestrige Hauptversammlung konnte nur zu einem Scherbengericht für

Vorstand und Aufsichtsrat werden. Oder um mit dem - derzeit meist

auch in der Kritik stehenden - Fußball-Nationalspieler Mario Götze zu

sprechen: "Mal ist man der Hund, mal der Baum."

Volkswagen und seine Verwaltung sind derzeit eindeutig Baum. Nicht

schön, aber auszuhalten. Die versammlungstaktische Klaviatur

sogenannter kritischer Aktionäre wurde auf dem Aktionärstreffen des

Autobauers auf dem Messegelände in Hannover ausgereizt, bis hin zu

zum Scheitern verurteilte Abwahlanträge bezüglich des

Aufsichtsratsvorsitzenden Hans Dieter Pötsch als Versammlungsleiter.

Alles ist natürlich legal, aber ist es in der aktuellen Situation

des Unternehmens, das mitten in den Schlussverhandlungen eines

milliardenschweren Vergleichs steckt, auch legitim? Verwaltung und

Aktionärssprecher rieben sich über viele Stunden in hinlänglich

bekannten Themen auf. Dabei kam natürlich das Thema Zukunft und

Zukunftsfähigkeit des zu den größten Autokonzernen weltweit zählenden

Unternehmens zu kurz. Klar, mit den Prinzipien einer guten

Unternehmensführung hat man es in Wolfsburg noch nie so richtig

gehabt. Aber was bedeuten die von Vorstandschef Matthias Müller

präsentierten Pläne im Rahmen der Strategie Together 2025 für

Unternehmen und Anteilseigner?

Müller pusht den Wechsel des Konzerns zu vollelektrischen Pkw -

von der Brückentechnologie Hybrid ist gar nicht mehr die Rede -,

nennt dafür Investitionen von vielen Milliarden Euro als notwendig.

Und niemanden interessiert es, was das für Ertragslage und damit auch

für die künftige Dividende bedeutet?

Eine Weisheit der Dakota-Indianer besagt: "Wenn du entdeckst, dass

du ein totes Pferd reitest, steig ab." Genau so geht Müller vor. Im

VW-Konzern hat der Diesel, und das vom selbst verursachten

Abgasskandal noch beschleunigt, den Zenit überschritten. Das sparsame

Aggregat von Stickoxid-Emissionen zu befreien, wird mit weiteren

Verschärfungen in den Abgasvorschriften in absehbarer Zeit so teuer,

dass die derzeit noch preislich unattraktiven Elektroautos geradezu

zwangsläufig zu einer Alternative werden. Aber muss man deshalb, wie

Müller offenbar überlegt, in eine teure Eigenfertigung von

Lithium-Ionen-Batterien gehen? Als Aktionär sollte man sich auch dazu

mal Gedanken machen.

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