11.05.2016 20:55:39
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Börsen-Zeitung: Logische Empfehlung, Kommentar zu Volkswagen von
Carsten Steevens
Frankfurt (ots) - Wegen unvertretbarer Risiken verschob Volkswagen
vor drei Wochen die zuvor bis Ende April angekündigte
Veröffentlichung von Zwischenergebnissen der in Auftrag gegebenen
externen Untersuchung zur Dieselabgas-Affäre. Im vierten Quartal soll
die Untersuchung, von der sich der Autobauer die lückenlose
Aufklärung der Software-Manipulationen bei weltweit rund 11 Millionen
Dieselfahrzeugen verspricht, abgeschlossen sein. Auf Basis der heute
vorliegenden Erkenntnisse empfiehlt der Aufsichtsrat der
Hauptversammlung (HV) am 22. Juni gleichwohl die Entlastung der 2015
amtierenden Vorstandsmitglieder.
Der Vorschlag entspricht der schon kurz nach Bekanntwerden der
Manipulationen im September vertretenen These des Unternehmens.
Kursbewegend war die Mitteilung gestern deshalb nicht. Um
sicherzugehen, hätte der Aufsichtsrat, der sich mit der Empfehlung
für die um zwei Monate verschobene HV so lange wie möglich Zeit
gelassen hat, die Entlastung der Vorstände bis zum Abschluss der
Untersuchung vertagen müssen. Doch wäre von dieser Verschiebung nicht
das Vertrauenssignal ausgegangen, das VW wohl vor allem mit Blick auf
die bei der HV vorgesehene Wahl des bislang gerichtlich bestellten
Aufsichtsratsvorsitzenden Pötsch aussenden will. Der Österreicher,
der bis zum Wechsel ins Kontrollgremium im Oktober zwölf Jahre
Finanzvorstand war, steht bei Investoren im Verdacht, über die
möglichen finanziellen Risiken der Abgas-Affäre nicht rechtzeitig
informiert zu haben.
Mit der Begründung für die Empfehlung, es seien nach derzeitigem
Kenntnisstand keine eindeutigen und schwerwiegenden
Pflichtverletzungen von aktuellen oder ehemaligen
Vorstandsmitgliedern festgestellt worden, hat VW nicht alle Zweifel
ausgeräumt. Auf mögliche Schadenersatzansprüche werde mit dem
Vorschlag nicht verzichtet. Unsicherheit bleibt damit wohl mindestens
bis zum Jahresende bestehen. Der Vorschlag der Entlastung erscheint
in Anbetracht der bislang bekannten Fakten aber logisch.
Weil fast 90% der Stimmrechte bei den Aktionärsfamilien Piëch und
Porsche, dem Land Niedersachsen und dem Emirat Katar liegen, ist die
Zustimmung für die Empfehlung auf der HV absehbar. Daran wird auch
der britische Hedgefonds TCI nichts ändern. Die Attacke des
Investors, der 2% der stimmrechtlosen Vorzugsaktien hält und VW zu
mehr Effizienz und die Führung zu mehr Bescheidenheit drängt, ist nur
ein weiteres Indiz dafür, dass es Vorstand und Aufsichtsrat in der HV
mit vielen frustrierten und zornigen Aktionären zu tun bekommen
werden.
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